flausen.plus

Die Arbeitssituation ist unverändert. HM und TP befinden sich in Oldenburg, AB und AKK sind per Computer zugeschaltet.
(Aus unserem Mentoring-Gespräch mit Veit über die letzte Woche)
Inwieweit ist Schönheit politisch? Ideologisch? Gertrude Stein sagt
„alles Neue muss hässlich sein“. Hanna sagt „Schönheit muss man pflegen.
Sonst verkommt sie.“ Der Begriff Gegenschönheiten taucht auf. Schönheit
als Sprengstoff ( also Abgrenzung von dem was konventionell als schön
gesehen wird, Veränderung). Besteht Schönheit aus zwei Teilen? Also: ein
„perfekter“ Teil, der mathematisch erklärbar, reproduzierbar ist, und
einen „Bruch“, das Unerwartete, das was „von Innen kommt“, die
zusätzliche Dimension, das Nicht-Reproduzierbare? Mit dem Gedanken, ob
hübsch quasi 2D und schön 3D ist, tauchen wir in unser Thema der Woche.

In den nächsten Tagen geht es um Dimensionen und die Umwandlung von
2D-Objekten in 3DObjekte und umgekehrt. Eschers Bilder zeigen uns
Dimensionsübergänge und lassen andere Dimensionen aufblitzen. Hilfreich
ist, zu verstehen, was es bedeutet, Teil einer Dimension zu sein und
eine andere wahrzunehmen. Wir lernen, wie man den Flachländern
(zweidimensionalen Wesen) die Dreidimensionalität erklärt. Auf die
gleiche Weise können wir uns selbst auch die Vierdimensionalität
erklären. Entspricht das Raumempfinden unseres Körpers einem Würfel? 6
Seiten: oben, unten, vorne, hinten, rechts, links.

Wie lassen sich ausgewählte Bilder von Escher aus der
Zweidimensionalität in die Dreidimensionalität übertragen? Wir versuchen
es mit Papier, Licht und Schatten, mit Fäden und Schaschlikspießen. Tim
baut Dodekaeder und macht Reptiles und sich selbst flach, Kera
projiziert Three Worlds und filmt ein Fuß-Krempeltier auf kleinem
Treppchen.

Anne bastelt Pop-Up Karten und beschäftigt sich mit Stereoskopie
(Bildern die einen räumlichen Eindruck vermitteln, der physikalisch gar
nicht vorhanden ist).
Hanna versucht die Aufteilung des Bodens in Magic Mirror nachzuvollziehen und lässt Echsen tanzen.

Chaotisches Schreiben, 21 Minuten, Tim

21 Minuten Zeit für Raum. Der Raum füllt sich mit Zeit, die Zeit
nimmt sich den Raum, Zeitraum, Raumzeit, Reise. Einstein im Nacken. Wie
war das nochmal, das mit der Relativität? 21 Minuten sind relativ lang.
Wieviel Raum nehmen sie ein? Egal. Dimensionen haben ja erstmal nix mit
der Zeit am Hut. Aus jeder Ecke kommen Linien raus. Je nach Dimension
unterschiedlich viele. Bei uns sind‘s drei. 3, in Worten: drei.
Einigkeit, Faltigkeit, der Raum wird gefaltet, die Raumzeit gekrümmt,
der Zeitraum langsam geflutet, bis nur noch Luft zum Atmen da ist. Luft
ist fast überall und füllt den Raum. Ich bin eine Luftpumpe. Der Raum um
mich herum füllt sich beständig mit Luft, die ich ausatme und meine
Lunge füllt sich mit der Luft des Raums. Kann ich den Raum spüren, den
ich atme? Kann ich ihn sichtbar machen? Die Echse schnaubt auf dem
Höhepunkt ihres Wendekreises deutlich aus. Escher hat’s gesehen und
kann’s bezeugen. Kann ich den Raum beweisen, den ich behaupte? Muss ich
vielleicht gar nicht. Aber behaupten kann ich ihn, wenn nur eine*r Lust
hat, mir zu glauben. Illusion kann lustvoll sein. Den Raum nehm‘ ich mir
und fliege lustvoll in den Weltraum, schau mir die Sterne an, wie sie
schön funkeln. Kleine Supernova hier und dann, zwischendurch.
Supernövchen sozusagen. Diminutiv, Verkleinerungsform.

Explosiv, Vergrößerungsform.

Lass uns den Raum aufblasen, bis der Würfel platzt. Luftballon im
Gitternetz der Dreidimensionalität. Und dann gibt’s nen Riesenknall, der
dir die Farbe nur so in’s Gesicht spritzen lässt. Und dann leisere
Töne, die dein Trommelfell von ferne kitzeln, nur ganz leicht, so dass
du’s kaum hörst. Kann ich Klang atmen, wie den Raum? Hörst du den Raum?
Der schalltote Raum soll ganz schön heftig sein. „Gewohnheitssache“ sagt
Foucault und schmiert sich noch nen Bagel. Der hat ein Loch in der
Mitte, ich kann durchschauen. Ein Loch mit nem Schlauch drumherum. Wenn
du durchkriechst, durch den Schlauch, kannst du das Loch aber nicht
sehen. Kriechst immer weiter um die Kurve ohne Ende. Bis du auf die Idee
kommst zu krümeln. Dann merkste ganz schnell, dass du immer im Kreis
kriechst.

Und dann?

Raus? Landvermessen?

Weiterkrümeln?

Hänschenklein ging allein in den weiten Raum hinein, äh hinaus. So
zog er also aus, den Raum zu vermessen, die Krümel hat er nicht
vergessen. Denn wer die Daten hat, hat das Wissen, hat die Macht. Wer
die Krümel hat, findet auch wieder raus. Gaus. Gaus die Maus. Hat der
nicht auch…? Ah, ja, Kehlmann fragen. Kehlmann sagt: „Zwei Männer
vermessen die Welt.“ Wäre es vermessen zu fragen, was das soll? Lass uns
den Raum doch lieber füllen, statt ihn zu zergliedern. Füllen mit
Ideen, Schleim, Wesen, Fantasie, Formen, Lebendigkeit!