Montag

Versetzte Ankunft der verschiedenen Gruppenmitglieder und Inbeschlagnahme der Wohnräumlichkeiten. Erstes Get-together.

Dienstag

Beginn mit einem gemeinsamen Check-in und Start in den Tag.
Da bisher alle Kettenbriefe eine elliptische Annäherung/Umkreisung eines Themas/Themenkomplexes waren und uns das in der Entwicklung von Material geholfen hat, haben wir beschlossen, dass es auch hilfreich wäre, beim Forschen am Kettenbrief ein thematisches Zentrum zu haben. Um ein solches Zentrum zu finden und den kreativen Prozess anzustoßen, haben wir uns geeinigt, je einen kurzen Impulsvortrag zu einem Vorschlag zu erarbeiten und am Abend den anderen zu präsentieren. Den Rahmen dafür sollte ein Kongress bilden, für den jede teilnehmende Person einen Vortrag und ein Schnittchen mitbringen sollte. Wir haben uns den Tag über mit der Vorbereitung des Kongresses beschäftigt.
Moderiert von der Kollektivhandpuppe Alfonsius ging es um 20 Uhr dann los mit einem Sektempfang und einer kurzen Eröffnungsansprache – gefolgt von Dr. Hubers Vortrag (und Vorschlag) zu “Good, Bad and Fake News”. Dabei hat uns Dr. Huber mitgenommen auf eine virtuelle Reise über die Karte der Insel der News.

Im Anschluss hat uns Dr. Dr. Eloain Lovis Hübner die Biografie des in Vergessenheit geratenen Ivan Petrowitsch Rybnij-Ruljet (bürgerlich: Johann von Petersen, geboren am 23.10.1917 auf dem Gut derer von Petersen bei Pönitz am See nahe Lübeck) nähergebracht, der in seinem bewegten Leben mit einigen namhaften Persönlichkeiten in Kontakt stand und entscheidende Ereignisse der Deutsch-deutschen Geschichte miterlebt und auch künstlerisch in seinen Schlagern verarbeitet hat.

Danach wurde sich am üppigen Häppchenbuffet gestärkt.

 

Der zweite Teil des Kongresses wurde mit dem TED-Talk von Jakob zu Gemeinschaften eröffnet und einem Plädoyer für eine Beschäftigung mit dem, was das Gefühl von Verbundenheit auslöst, und wie sich solche Emotionen herstellen lassen, auch gerade über die eigenen Bubbles hinaus.

Als vierten Vortrag hat uns Dr. Dr. Neobart Hülcker die Schwelle in ihrer kulturellen Komplexität nähergebracht: von den unterschiedlichen physischen Schwellen (Türe, Bahn, Straße) hin zu Schwellen-Zuständen und dem Sein in Liminalität.

In der anschließenden Paneldiskussion konnte dann aber leider keine Einigung auf ein einzelnes Thema gefunden werden.

Mittwoch

Nachdem wir uns am Vormittag nicht auf ein Thema einigen konnten, haben wir beschlossen, dass jede Person für den Start in der ersten Kettenbriefrunde ein Material bekommt, das sie sich wünschen würde/könnte für den von ihr vorgestellten Themenkomplex. Dabei war die Aufgabe für das Startmaterial, ein found-footage-Schnipsel oder sehr kleinen Materialschnipsel in einer halben Stunde zu finden, um anzufangen mit der ersten Runde Kettenbriefe. Für die erste Beantwortung dieses Schnipsels haben wir uns den Tag über Zeit gegeben.
Um 14 Uhr wurde unsere Residenz dann offiziell eröffnet mit Felix, Siggi und Knut.
Am Abend haben wir alle die zweite Kettenbriefgeneration übergeben.

Donnerstag

Vormittags haben wir alle in Einzelarbeit an der dritten Generation der Kettenbriefe gearbeitet. Nach einem gemeinsamen Mittagessen sind wir nach Hamburg aufgebrochen, um uns gemeinsam die Trilogie “Anatomie der guten Hoffnung” unserer flausen-Mentorin Cora Sachs im Monsuntheater anzuschauen.

Freitag

Den Freitag haben wir begonnen mit einem Check-in und einer Rekapitulation der letzten Tage. Dabei ist ein gewisser Unmut aufgekommen, nur in Einzelarbeit zu arbeiten, und festgestellt worden, dass der Wunsch besteht, jetzt schon in andere, schnellere und/oder kollaborativere Formate der künstlerischen Forschung überzugehen.

Wir haben noch einmal gemeinsam rekapituliert und aufgeschlüsselt, welche Parameter des Kettenbriefs wir sinnvoll zusammen manipulieren und ausprobieren können. Dabei sind wir auf folgende Liste gekommen:

  • Wie weit oder nah ist das Medium, mit dem ich antworte, von dem vorhergegangenen Kettenbriefschritt entfernt?
  • Verwende ich Material aus dem Vorhergegangenen wieder und zu welchem Ausmaß? Dinge wiederperformen (bei gleichem oder anderem Medium) bzw. Übergabe/Übertragung als “vollwertiger” Kettenbriefschritt?
  • Anteil an found footage? / Wie hoch muss der Anteil an generischem Material sein?
  • Antworte ich alleine oder mit anderen zusammen?
  • Dauer/Zeitlichkeit der Antwort?
  • Dauer/Zeitlichkeit des Antwortens?
  • Wie viel muss tatsächlich verwirklicht werden und wie viel darf in der Fantasie bleiben (Beschreibungen von utopischen Vorgängen)?
  • Wie wird der Kettenbrief weitergegeben/übermittelt? Ist die Antwort geheim oder nicht- geheim oder öffentlich? Welche Plattformen können wir nutzen?
  • Wie wird der Kettenbrief dokumentiert? Nach einer Erstellung eines Wochenplans für die nächste Woche und einer kurzen Mittagspause haben wir am Nachmittag “Instant-Kettenbriefe” ausprobiert, wobei jede Person 5 Minuten Zeit hatte, auf die vorhergegangene Kettenbriefgeneration zu antworten. Bei den diversen Schleifen haben wir verschiedenste Modi von Antworten ausprobiert und eine spannende Bandbreite an gesehen, wobei die zeitliche Limitierung einen größeren Fokus auf performative Formate hervorgebracht hat.