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Tag 10 – 27.3.2012

Text schafft Räume und Jan Deck schafft es zu verlieren
Für heute haben wir uns Textarbeit vorgenommen. Nach unserem traditionellen Aufwärmspiel – diesmal war es 1,2,3,4 Ochs vorm Berg, welches Eva und auch Matze zur Weißglut trieb- tja wer nicht stillhalten kann – wurde es für die nächsten 2 Stunden ruhiger.

Jeder sollte 3 Texte schreiben von maximal einer Seite.

  1. eine Off-Text, der ein Szenario in der Zukunft beschreibt – literarisch, aber auch mit Fakten aus der Recherche gespikt
  2. einen Zeitungsartikel aus der Zukunft – ein kleines Phänomen als reales Ereignis beschreiben
  3. Ich in 2050 – Wie stelle ich mir mein eigenes, wirkliches Leben in der Zukunft vor

Nach vorangeschrittener Zeit beendeten wir unser texten, egal wie weit wir gekommen sind.  Matze hat alle drei Texte geschafft und stellt sie uns vor. Als erstes hat er statt eines Zeitungsartikels einen Radio-O-Ton geschrieben. Dieser zeichnet das Szenario nach, in dem es kaum mehr Kinder auf der Welt gibt und die wenigen die Langweile quält. Der Radiobeitrag ist ein Aufruf aus der Zukunft an die Gegenwart, diese Entwicklung zu verhindern. Matzes Off-Text verfolgt den Gedanken, in Zukunft die Hungersnot bekämpft zu haben. Durch Vitamintabletten und Kapseln wird der Alterungsprozess aufgehalten, Nahrung wird durch Strahlung gesteuert durch einen Zentralcomputer zu sich genommen. Natürlich Nahrung ist verboten.

Seiner eigenen Zukunft sieht Matze fragend und skeptisch entgegen. Die zunehmende Technisierung macht Angst und ist unüberschaubar.

Auch Karo verfolgt die Idee, der Kinderlosen Zukunft bzw. es gibt nur noch wenige Kinder. Nicht nur wegen des demografischen Wandels, sondern auch wegen Initiativen wie „Not a world for children“. In ihrem Off- Text unterstellt sie den Zuschauern, dass sie Freiwillige sind, die gekommen sind, dieses Problem in der Vergangenheit zu bekämpfen.

 

Ich selbst habe zwei Texte verfasst. Der Off- Text zeichnet eine Welt auf, in der Zeit das knappste und wertvollste Gut ist. Es begründet warum der Mensch keine Zeit hat, obwohl die Entwicklungen alle zur Zeitersparnis gebaut wurden.

Der Zeitungsartikel wiederum verfolgt den Gedanken, dass der Mensch ohne Endlichkeit keinen Grund hat Kunst zu machen bzw. er kein Mensch ist. Ihm fehlt Grundlegendes um sich zu Entwickeln und nach etwas zu streben, wenn alles da ist und möglich ist. Langweile ist das größte Problem der Zukunft.

Evas Off-Text führt ausführliche die veränderte Zukunft vor Augen. Nicht nur technische Erfindungen, auch soziale und ökologische beschreibt sie genau. Vom Brainyogurth, über die Müllversorgung oder unsere Lebenserwartung.

In Evas Zeitungsartikel knüpft sie an unsere Idee mit dem Vertrag an. Sie beschreibt, wie ein Kind in der Zukunft den Vertrag findet. Dort sind Pläne gefasst, die das Unheil der Jetztzeit verhindert haben könnten, hätte man sie befolgt. Warum ist dieser Vertrag verschwunden? Warum wurde er nicht ausgeführt?

Wir merken, dass es gut funktioniert, solche Vorgeschichte zu entwerfen, die sich konkret mit den Geschehnissen des Spiels verknüpfen. Im Spiel wird ein Vertrag erstellt, diesem Vertrag wird eine Rolle in der Zukunft zugeschrieben.

Zuletzt beschreibt Eva ihre eigene Zukunft. Dabei spricht sie z.B. davon, ihr Gehirn wie eine Festplatte entmüllen zu können. Dabei kommen wir ins Gespräch, ob sie wirklich denkt, dass das möglich ist in Zukunft. Wie stellen wir uns die Zukunft wirklich vor?
Mehr und mehr sprechen wir über den fortwährenden Fortschritt und ob und wie er aufzuhalten ist. Ob es Entwicklungen geben kann, die die Masse der Menschen dann dennoch ablehnt, weil sie auf Dauer nicht glücklich macht.

Danach machen wir Pause. Diesmal lange. Wir kaufen ein, kochen und essen. Wir merken, dass eine lange Mittagspause auch gut tut.

Nach der Pause ist Matze weg und Jan Deck da. Das ist das erste Treffen mit unserem Mentor in der Probebühne. Als erstes zeigen wir ihm unser von gestern ausgedachtes Anfangsszenario. Wir setzen gleich einen der neuen Off-Texte ein.

Danach Besprechen wir das Gesehene und Erlebte und kommen dann auf wieder grundsätzliche Fragestellungen. Es wird wieder ein recht weitläufiger Brainstorm und plötzlich ist das Ganze wieder ein Fass ohne Boden. Wichtigste Hinweise waren:

Für was braucht es einen Vertrag, also was wird vertraglich geregelt? Das kann nicht etwas sein, was kausal zusammenhängt oder einem mechanischen Prinzip folgt.
Eine reale Verlockung, wie ein Buffet oder ähnliches, was als Gewinn sichtbar ist
–  Ambivalenzen schaffen! Möglichst Entscheidungen treffen lassen, wo es kein richtig oder falsch gibt bzw. wie man macht ist es falsch – sie müssen den Spieler in ein Dilemma führen. Haltungsdruck!
Wie zeigt man eine Verbindung und Abhängigkeit zwischen den Spielergruppen? Z.B müssen die Kinder einen Weg so gut es geht beschreiben und die Erwachsenen müssen den Weg nach dieser Beschreibung finden.
–  Was ist der Unterschied zwischen den Spielergruppen? Wollen sie verschiedenes? Gibt es Gewinner und Verlierer? Oder kämpfen sie für das gleiche Ziel aber auf  unterschiedliche Weise? Wollen sie das selbe, nur die Kommunikation funktioniert nicht…Missverständnisse als Thema zwischen den Generationen?

 

 

 

 

Zum Ende der Probe probieren wir nochmal gemeinsam mit Jan ein neues Spiel aus. „Wie ich die Welt sehe“ heißt es und ist ein Karten-Kreativ-Spiel. Beim Regeln lesen verstehen wir alle erstmal garnix und finden das Spiel total doof. Aber wir wollen zumindest eine Runde probieren.

Als es dann losgeht, ist es sofort sehr unterhaltsam und einfach zu gleich. Es macht echt Spaß, regt die Phantasie an und bleibt dabei immer in ganz klaren Strukturen. Das Prinzip ist, aus einer begrenzten Zahl von ganz unterschiedlichen Begriffen, Namen, Formulierungen ein passendes auszusuchen, welches in einem vorgegebenen Satz eingefügt wird. Daraus ergeben sich unterhaltsame Gedanken, Bilder, Beschreibungen. Ein Mitspieler sucht dann die witzigste oder interessanteste Ergänzung aus. Derjenige bekommt einen Punkt. Wir werten das Spiel aus und halten für unser Projekt fest: Für das erfinden und erstellen des Vertrages könnte es vorgefertigte Begriffe geben, die man sich im Laufe des Spiels erspielen muss. Außerdem finden wir am Spiel bemerkenswert, dass die Spieler die am gewinnen sind, automatisch gebremst werden, es also nach und nach schwerer haben. Dies finden wir ein gutes Prinzip für uns. Genauso finden wir die unkontrollierte Instanz gut, ein Zufallsaspekt, der unberechenbar ist und das ganze Spiel auch unsicherer macht.

 

Nach der Auswertung gehen wir nach Hause und Jan wird von Winni abgeholt.

Was wir morgen noch gemeinsam anstellen, bevor Jan wieder wegmuss, wissen wir noch nicht.