Tag 11 – 28.03.2012
Zeitspiel!
Heute also Probe mit allen und mit Jan Deck. Die ersten Fragen des Tages: Was wollen wir heute machen? Worum geht’s jetzt? Wo sind wir? Anschließend an das Brainstorm von gestern, haben wir das Bedürfnis mal wieder praktisch zu arbeiten und was Konkreteres auszuprobieren und wollen an der Idee des Vertrages weiterarbeiten. Was für Themenbereiche sollen in dem Vertrag vorkommen? Was muss denn in diesem Vertrag ausgehandelt werden? Was ist der Motor, der Antrieb, der Ausgangspunkt für den Vertrag? Gibt es Klausel? Gibt es Kleingedrucktes? Viele Fragen und erstmal diffuse Gedanken. Jan weist darauf hin, dass es spannend ist einen realen Handlungsdruck zu erzeugen, also Momente in denen die Zuschauer/Spieler wirklich herausgefordert sind sich zu einer Situation zu verhalten. Man muss aufpassen, dass man die fiktive Geschichte nicht zu stark macht, so dass sich für die Spieler kein Realitätseffekt mehr einstellt. Wie also kriegen wir die Zuschauer/Spieler? Wir halten fest: wir wollen ein Spiel entwerfen, in dem Raum für Störfaktoren bzw. unvorhersehbaren Situationen und für Momente in denen die Zuschauer/Spieler sich aktiv verhalten und handeln müssen besteht. Kurz: wir wollen ein interaktives Theater, dass nicht zu sehr vom Spielcharakter oder von der fiktiven Geschichte dominiert wird, so dass die beiden Spielergruppen in eine wirkliche Verhandlung miteinander treten können – in einem Plenum zusammenkommen!
Um konkreter zu werden nehmen wir zunächst einmal die „Zeit“ als Hauptthema für unseren Zukunftsplenumsentwurf. Zeit als Grundparameter unserer Lebenswelt ist in verschiedener Weise entscheidend für die Zukunft und wird zum Anknüpfungspunkt für die Entwicklung von technischen Erneuerungen. In der immer weiter voranschreitenden Technisierung unserer Lebenswelt (Haushaltsgeräte, Kommunikationsmittel, Fortbewegungsmittel) werden Zeit und vor allem die Ersparnis von Zeit zum Thema. Technische Errungenschaften wie das Internet, E-Mails, Telefon oder Handy machen die Kommunikation schneller und suggerieren eine Zeitersparnis, jedoch erhöht sich durch die Schnelligkeit die Masse an Kommunikationsinteraktionen. Außerdem wird der Mensch durch die ständige Erreichbarkeit ganz anders in seiner Aufmerksamkeit herausgefordert, so dass es eher zu einem Privileg wird sich aus diesen Kommunikationskanälen auszuklinken. Wir überlegen was es für Grundsituationen gibt, die Zeit verhandeln und entwerfen erste Spielideen. Spielziel könnte sein, am Ende des Spiels mit so viel Zeit wie möglich herauszukommen. Wir spinnen Spielsituationen wie: Es gibt verschiedenste Kommunikationsmittel von Brief über Rohrpost zu E-Mail oder auch Telefon und Handy, über die die Gruppen kommunizieren können. Man kann sich im Verlauf des Spiels technische Neuerungen erspielen, muss dafür aber mit Zeit bezahlen und kann dann aber zum Beispiel über Handy kommunizieren. Oder man erspielt sich die Erfindung der E-Mail und bekommt dann alle Anweisungen nur noch per Mail. Diese müssen jedoch auch erhalten werden, weshalb dann einer der Spieler stets beim Computer bleiben muss. Oder man kann sich eine Rohrpost bauen, was real Zeit kostet. Um eine Rahmung zu finden, denken wir über Situationen nach die einen eine besondere Zeiterfahrung ermöglichen wie zum Beispiel: Schokoladen auspacken, im Internet, beim Fernsehen oder Computerspielen Zeit verdaddeln, eine Zwangspause, wenn zum Beispiel erst noch was hochgeladen werden muss, bevor man weiterarbeiten kann usw. Wir schreiben unsere Gedanken auf Kärtchen und versuchen sie zu verschiedenen Kategorien wie Spielprinzipien, Spielthemen, konkrete Settings zu zuordnen.
Um dann jetzt wirklich mal was Praktisch zu arbeiten entwickeln wir ein Spiel zum Thema „Multitasking“. Also Zeitdruck als Ausgangspunkt und Spielprinzip. Wir denken über einen Parcour nach und landen dann bei einem improvisierten Spiel, das daraus besteht, dass zwei Spieler während sie an einem Tisch malen, schreiben und Pinökel in ein Auto stecken, diesen Tisch zur anderen Seite des Raumes schieben, dabei noch Fragen beantworten müssen und dieses alles dann in einer bestimmten Zeit. Hannah und Eva treten gegeneinander an, Jan ist Schiedsrichter und Matze und Ich stellen Fragen. Beim ersten Durchlauf ist die Zeit von drei Minuten noch zu lang und das alles noch nicht schwer genug. Wir erhöhen den Schwierigkeitsgrad damit, dass Matze und Ich auf den Tischen sitzen, die die Spieler schieben müssen. Beim zweiten Durchgang gab es immer noch zu viel Zeit und irgendwie kam noch nicht so richtig Stress auf. Im letzten Durchgang mussten die Spielerinnen dann einen Brontosaurus zeichnen, jede Menge Fragen beantworten, Pinökel stecken, uns auf den Tischen schieben und das alles in einer wesentlich kürzeren Zeit von eineinhalb Minuten. In der Reflexion kam heraus, dass beim dritten Mal endlich ein Entscheidungsdruck und Stress entstanden ist: Was soll ich zuerst machen? Was ist wichtiger? Wir fassen für uns zusammen, dass man diese Aktionen gut mit dem Thema Büro und Fitness verknüpfen könnte. Also die Spieler irgendwas tackern und zusammenheften lässt, ihnen Begriffe sagt, die sie sich merken sollen und so weiter. Das im Spiel Produzierte und die gemerkten Begriffe, können dann später noch weiter benutzt werden.
Jan muss dann los und wir verabreden ein Skype Termin, da er erst in zwei Wochen wieder da sein kann. Wir besprechen was am nächsten Tag weitergearbeitet wird und zeigen Matze das Spiel „Wie ich die Welt sehe“. Was er ziemlich gut kann und Haushoch gewinnt. Highlightfrage: Was ist der größte Alptraum eines Bauern (gar nichts) im Hühnerstall. Wie verhält sich Deutschland zu Kamerun? Wie (die Deutsche Bank) zu (fast alles). Und wie versucht Karo ihren Angebeteten rumzukriegen? Durch ein beiläufig im vorbei gehen dahin gesagtes „Lieben sie auch monotones Dahinvegetieren?“.
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