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Tag 16- 04.04.2012

Grenzen/Freiheit – Eltern/Kinder
Heute ist Mädelstag! Ohne Matze machen wir uns gegen Mittag auf den Weg ins Theater und dort angekommen beginnen wir den Arbeitstag mit einer sehr schön quietschenden und wohltuenden Waschmassagestraße. Danach steigen wir inhaltlich in die Probe ein und reflektieren das gestrige Testspiel mit unseren tollen ersten Testzuschauerinnen. Ein wichtiger Hinweis der Testspielerinnen war, dass wir bedenken sollten dass einige Kinder vielleicht Schwierigkeiten damit haben von der Mutter oder dem Vater im Kinderteam zu spielen. Uns ist auch schon aufgefallen, dass wir am Anfang eine Trennung der beiden Generationen erzeugen durch die verschiedenen Visum-Schalter, diese Trennung der Teams aber sofort wieder aufgelöst wird indem man dann wieder alle als eine Gruppe behandelt. Im Nachgespräch kommt auch raus, dass insgesamt die Texte für die Kinder von den Begrifflichkeiten und Formulierungen zu schwer waren. Auch wenn Kinder nicht auf Anhieb alles verstehen müssen um loszulegen, sollten wir diese nochmal überprüfen.

Um die Ergebnisse aus den Gesprächen zu strukturieren und mit unsren neuen Ideen anzuhäufen legen wir Oberthemen fest. Zum Thema „Teams“ denken wir über die Einlasssituation nach. Da wir möglichst schnell die Bildung von Teams unterstützen wollen, denken wir darüber nach, dass das Zeitamt, in  dem man das Visum erhält vielleicht ins Foyer verlagert werden könnte. Da würden die Zuschauer/Spieler direkt in Empfang genommen werden und müssen nicht noch vor den Theatertüren warten, bis das große Theater los geht und dann nochmal warten bis jeder sein Visum hat. Das Zeitamt wird dann zur Einlasssituation und das Visum praktisch zur Eintrittskarte. Ein Detail dieser Einlasssituation könnte auch sein, dass die Zuschauer/Spieler/Zeitreisende ihre Jacken und Taschen abgenommen bekommen und dafür ein anderes farbiges Kleidungsstück bekommen – Stichwort: Teambildung! Wir kommen dann zum Thema „Figuren“. Wir haben von den Testspielern als auch von Winfried die Rückmeldung erhalten, dass die Figuren, die wir in unserem Prototyp 1 angelegt haben im Prinzip funktionieren könnten. Einerseits sind die Reisebegleiter so angelegt, dass die Testspielerinnen das Gefühl hatten, dass sie uns jederzeit um Rat hätten fragen können und andererseits waren die Zeitbeamtinnen und auch die Regelbeamtin so streng angelegt, dass sie als Autorität empfunden wurden. Zum Thema „Räume“ haben wir festgehalten, dass über Sounds starke atmosphärische Räume erzeugt werden können und das man schauen muss, dass die akustischen Räume sich nicht gegenseitig beeinträchtigen. Beim Thema „Text“ sind wir uns einig, dass diese gekürzt, vereinfacht und knackiger sein sollten und dass der Vortag über die Zeit vielleicht erst später kommen muss, weil sonst soviel hintereinander weg erzählt wird. Über die Auseinandersetzung mit den entworfenen Texten und Regeln kommen wir zu  der Frage wie komplex das Spiel überhaupt sein muss. Bei Spielen wir „Die verbotenen Insel“ und „Bohnanza“ ist das Reglement so kompliziert und das Spiel so komplex, damit es auch beim zweiten oder dritten Mal noch Spaß bringt. Unser Spiel spielt man aber nur einmal …

Wir sprechen auch nochmal über die Themen die Winfried uns am Montag mit auf den Weg gegeben hat. Gerade das Thema von Freiheit und Grenzen bezogen auf die Beziehung von Eltern und Kindern finden wir spannend und das kam ja auch im Gespräch mit den Müttern und Kindern gestern auf. Inwieweit lässt man den Kindern Freiheit? Kann man als Eltern das Kind loslassen? Wie sehr kontrolliert man es über Handy usw.?

Um zu klären an welchem Punkt wir heute weiterdenken wollen, besinnen wir uns ein weiteres Mal auf das entscheidende Thema unserer Forschung: die Beziehung der beiden gegen- oder miteinanderspielenden Teams. Was könnten also Themen der Spielstationen sein? Freiheit, Kontrolle, Grenzen, Loslassen oder auch Kommunikation und Begegnung? Wie ist die Kommunikation zwischen Erwachsenen und Kindern? Gibt es Hierarchien? Wissende? Unwissende? Wir haben die Idee, dass das grundsätzliche Thema also das, was wir inhaltlich behandeln wollen, die Beziehung von Eltern der auch Erwachsenen zu ihren Kindern ist, welche die Auseinandersetzung mit Grenzen und Freiheit beinhaltet. Diese Beziehung soll dann über Kommunikationsfragen und Arten der Begegnung verhandelt werden. Vielleicht gibt es eine Art Vernetzung des gesamten Spiels…

Wir diskutieren auch kurz darüber, wie utopisch die Setzung des Spiels sein darf. Kann es so etwas sein wie „in der Zukunft gibt es keine Kinder mehr“? Ist das zu stark oder gerade stark genug, damit man Lust an einem Gedankenspiel bekommt und sich darauf einlässt. Wir besprechen auch was Winfried uns heute Mittag kurz rückgemeldet hat zu der Offensichtlichkeit der Mittel. Wie schafft man es, über wenig Mittel  einen neuen atmosphärischen Raum zu gestalten? Unsere improvisierte Wasseruhr zum Beispiel, die wir mit Livekamera abgefilmt haben, hatte einen sehr schönen Effekt.

Nach der Pause legten wir eine Recherchephase ein. Wir recherchieren über die Beziehung von Eltern bzw. Erwachsenen und Kindern in den verschiedenen Zeiten, die wir gerade als Zeitinseln des Spiels sehen. Wir teilen uns auf. Hannah recherchiert über die Zeit der Industrialisierung und dem Schulalltag dieser Zeit. Ich mach mich an die 68er und 70er Jahre und die Entwicklungen heute. Eva recherchiert über Zukunftsvisionen, die sich auf die Beziehung von Erwachsenen und Kinder beziehen. Nach einer guten Stunde treffen wir uns wieder und berichten uns die Ergebnisse, wir haben einige spannende Fakten gefunden und auch schon ganz schönes Material um weiterarbeiten. Nach der ausführlichen Besprechung machen wir wohlverdient Feierabend.