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Tag 22 – 12.4.2012

Die Zeituhr wächst und zwei neue Räume entstehen

Der Tag beginnt heute schon um 9.30 Uhr mit einem Ausflug von Eva und Karo in den Baumarkt. Sie sollen ordentliche Utensilien für unsere Wasseruhr kaufen. Das muss jetzt mal langsam nach was aussehen. Matze und ich machen uns mit gefundenen Pappkartons auf den Weg ins Theater. Er bastelt weiter an Sounds und ich schreibe Texte.
Um 11 Uhr haben wir dann unser Treffen mit Winni. Wir berichten von dem Gespräch mit dem Testpublikum.
Winni erwähnt, dass bei solchen „Walks“ bzw. interaktiven Formen das Timing eine besondere Rolle spielt. Wie ist man einerseits offen für Impulse der Zuschauer andererseits muss man Grenzen setzen, Abläufe sichern.
Winni wiederholt zum einen nochmal, dass es funktioniert, mit ganz wenig Requisiten und Licht Räume und Atmosphären entstehen zulassen. Auch Kostüme braucht es da kaum, das Auftreten und das Spiel ist da sehr viel wesentlicher, als das Kostüm. Die Spielszenen können allerdings noch sehr viel mehr ausgereizt werden. Das Eintauchen in eine andere Welt stärker gesetzt und bespielt werden. Winni fand es toll die Kinder und Erwachsenen zu beobachten, wie sie sich begegnen. Wie das Spiel Raum schafft für eine neue Art der Begegnung, wo sich Erwachsene und Kinder bereit sind zu öffnen und etwas von sich zu zeigen. – Performance als Erfahrung –
Wir sprechen noch einmal darüber, was das außergewöhnliche an diesem Format ist und es wichtig ist ihn weiter zu verfolgen. Außerdem geht es darum, wo solch ein Format gezeigt werden kann, also wenn es zu einer Produktion kommt, wo man diese spielen kann. Da der Aufbau aufwendiger ist als herkömmliche Stücke und die Zuschauerzahl nur sehr begrenzt ist, ist das ganze wenig ökonomisch. Daher glaubt Winni, dass es hauptsächlich auf Festivals gezeigt werden kann.
Auf die Frage wie es uns geht, mit dem Experimentieren vs. Produktionsgedanken, berichten wir, dass wir nun froh sind, ein paar Eckpfeiler zu haben, die wir nicht mehr unbedingt ändern wollen, da wir erst so ins ausprobieren kommen..wir merken an, dass sicherlich unser Anliegen nicht ganz so sehr zum wilden experimentieren einläd, wie eine Forschungsfrage zu z.b. den Bewegungsabläufen von Tänzern..unsere Fragestellung braucht soviel Konzept und Struktur, um überhaupt ins machen zu kommen, dass es sich nicht eigenen andauernd alles wieder total umzuschmeißen…
Wir besprechen abschließen noch kurz, wie das Treffen mit der PAZZ-Gruppe aussehen wird und begeben uns dann in unsere Probe.

Zunächst beginnen wir aus den Mitbringseln von Eva und Karo eine funktionierende Wasseruhr zu bauen. Wir bohren Löcher, kleben mit Heizkleber, schrauben Stangen fest und begutachten am Ende eine Wasseruhr die zumindest auf der einen Seite schon voll funktionstüchtig ist und endlich auch stabiler aussieht.

Danach lesen wir unsere zwei ausstehenden Tagesberichte und besprechen die Bewerbung beim LOT-Theater mit der Weiterverfolgung der Flausenidee. Ich habe bereits ein kleines Motivationsschreiben verfasst, welches wir kurz verbessern, um dann die übrigens Dinge wie Bios schreiben und DVD it Arbeitsproben brennen aufzuteilen.
Kurz wird noch ein Plan für die Abendprobe geschmiedet und dann geht’s in die lange Mittagspause.

Als wir uns wiedertreffen werden noch die letzten Änderungen für die Bewerbungstexte gemacht, gedruckt, gebrannt und abgeschickt. Sehr gut. Das ist erledigt und wer weiß, vielleicht haben wir schon bald eine Möglichkeit, aus unseren Forschungsergebnissen eine Produktion zu machen.

Dann geht’s endlich wieder ins Machen. Und zwar was neues. Zwei neue Räume sollen her. Wir entscheiden uns für die Zukunft (erstmal unbestimmt) und einen Raum für die 50er Jahre.
Karo und Matze machen sich auf in die Zukunft, Eva und ich reisen zurück in die Jahre der gut bürgerlichen Kleinfamilie.
Nach zwei Stunden denken und basteln, stellen wir uns gegenseitig den Stand der Dinge vor. Bei Karo und Matze befinden wir uns in einem sterilen Raum wieder, in dem ein Lautsprecher zu uns spricht. Das Büro für Erinnerung und Kommunikation mit der Zukunft. Mit einem Kassettenrekorder könne wir ins Jahr 2060 reisen und mit einem alten Stempelsystem Wörter legen und stempeln um sie auf analoge weise auf Papier zu speichern.
Der Aufbau funktioniert, es entsteht eine tolle Stimmung und auch der inhaltliche Ansatz macht Lust. Jetzt fehlt noch der klare Bezug zu unserem Thema: Zeit zwischen Kindern und Erwachsenen. In welche Zeiten reist man mit dem Kassettenrekorder und was genau ist darauf zu hören, welches Szenario wollen wir erzählen? Und was muss man stempeln? Kommunizieren dadurch die zwei Teams miteinander? Fragen die wir morgen klären wollen.
Eva und ich haben ein Haushaltsgeräte Wettbewerb erdacht. In einem Vorraum schaut man auf ein Hausfrauen-Zuhaue der 50ger Jahre. Es riecht nach Zigaretten und es läuft ein Radio. Ein Absperrband lässt verlauten, dass der Zutritt hier für Männer nicht gestattet ist.

Im Vorraum müssen nun allerdings nur die Männer elektrische Haushaltsgeräte für ihr Team erspielen, in dem sie den Preis der Geräte erraten müssen (die Infos liefen vorher im Radio). Das andere Team bekommt das alte Gerät. Danach müssen die Frauen und Mädchen nun schnellstmöglich die Hausarbeit verrichten. Denn dann bekommt man mehr Wasserampullen und der Gewinner kommt den Rest der Zeit in den Freizeitraum. Dieser ist allerdings leer. Eine Stimme fragt: Und was habt ihr euch vorgestellt? Und erzählt dann ein paar Infos zu dem Mutter-Kindverhältnis in den 50ger Jahren.
Evt. kehrt man hier auch den Zeitgewinn um. Am Ende bekommen die mehr Wasserampullen, die besser gekocht haben und nicht die, die am schnellsten waren…
Auch hier ist die Frage, ist das kochen zu aufwendig und wie viele verschiedene Geräte braucht es? Und woher bekommen wir diese? Wie kann man das evt etwas klarer und einfacher machen.

Zufrieden, mit zwei neuen Räumen und einer schicken Wasseruhr, verlassen wir für heute das Theater.