Tag 27 – 19.4.2012
Immer im Kreis und dann kommt Ju
Wir beginnen den Tag mit einem Brainstorm zu der voranschreitenden Installationsidee. Wir definieren noch einmal in Kurzform unser Thema: Wie wollen wir leben zwischen den Maßstäben der Gesellschaft und unseren eigenen? Uns interessiert das Dilemma zwischen gesellschaftlichen Zwängen und eigenen Ansprüchen. Wie begreift man Leben? Als Entwicklung vom Ende her oder als Prozess? Gibt es da Unterschiede zwischen den beiden Generationen? Ja also die Kurzform ist immer noch recht komplex! Wir fragen uns was unsere Haltung zum Thema ist, inwiefern es ausgesprochen oder direkt erfahren wird.
Wir sind unsicher, ob wir einen grundlegenden Rahmen für die Installation brauchen, der die verschiedenen Räume zusammenhält. Vielleicht braucht man ein Grundsetting oder zumindest eine Setzung wie: „In der Zukunft wird es keine Kinder mehr geben“ oder „Ihr seid alle tot und reist jetzt in euer Gehirn“. Wenn wir nun von einer Installation ausgehen, in der sich die Zuschauer frei bewegen und in die verschiedenen Räume führen, bleibt die Frage warum wir gerade zwei Generationen ansprechen wollen. Wo gibt es Momente in denen beide Generationen in Kontakt kommen und etwas verhandeln? Wie können die Räume eine Auseinandersetzung mit der jeweils anderen Generation provozieren? Wie stellt man Abhängigkeiten zwischen den beiden Gruppen her? Kann ein Kind vielleicht nur in den Raum wenn es fünf Erwachsene findet, die mit ihm gehen?
Wir schreiben diese ganzen Ideen auf ein großes Blatt. Wir brainstormen erst mal ganz frei und definieren dann ein paar Räume wie den Zukunftsraum, den Utopieraum, der Erinnerungs- bzw. Kindheitsraum, den Kiosk, eine Openmic-Mikrostation usw.. Uns fällt auf, dass diese Räume verschiedene Ebenen unseres Themas zugeordnet werden können und kein einheitliches Konzept erkennen lassen. Also versuchen wir erneut das Grundkonzept klarer zu denken und als wir uns nur noch im Kreis drehen, drehen wir ne Runde um Block und essen ein Eis. Zurück im Theater schlagen wir einen anderen Weg ein und versuchen mal wieder was anzupacken und zu bauen. Vielleicht kommen über die gestalteten Räume Ideen wie man das Gesamtkonzept aussehen kann. Matze macht sich an Zukunfts- und Utopieraum. Hannah und ich bauen aus Pappe eine Höhle – „Pappcity“. Eva denkt nach und hilft Matze dann beim Utopienraum. Hm so richtig purzeln tuen die Ideen immer noch nicht. Wir Pause und gönnen uns eine Linsensuppe.
Anschließend haben wir ein Meeting mit Winfried, der uns nochmal auf das „Making of“ vorbereitet. Wir sollten schon bald anfangen unseren Forschungsstand zu reflektieren, um die daraus gewonnen Erkenntnisse auch für unsere letzten Tage nutzen zu können. Wir sollten uns fragen: Was will ich selber mitnehmen? Welche Fragen sind für mich noch nicht gelöst?
Als letzten Tagespunkt haben wir noch ein Treffen mit Ju Row Farr von Blast Theorie, die uns ja netterweise angeboten hatte sich nochmal mit uns zu treffen. Wir beschreiben ihr erstmal unsere ganzen neuen Ideen, die ja eher von dem Spielgedanken wegführen und hin zu einer bespielten Installation. Ju ist erstaunt, dass wir so viel verändern wollen und meint, dass sie ja einfach ein paar Dinge dazu sagen kann, was ihr dazu einfällt. Sie erinnert an unsere verschiedenen Strategien als Figuren die Zuschauer zu leiten, die sie interessant und passend fand und weist darauf hin, dass eine Oberstruktur wichtig wäre, nach der die Zuschauer ziemlich genau geleitet werden können. Also wenn eine Gruppe gerade in den einen Raum war, wie sie dann zum nächsten geleitet wird usw. Sie schlägt vor eine genaue Karte oder einen Plan auszuarbeiten und ein klares Ende zu gestalten, wie zum Beispiel über einen Vertrag. Hier bemerkt sie nur, dass wir uns überlegen sollten, ob es für Kinder nicht zu schwer ist einen Vertrag zu machen und ob dieser wirklich zwischen einem Kind und einem Erwachsenen geschlossen werden sollte, die sich gegenseitig nicht kennen…?
Wir fragen Ju nach der Arbeitsweise von Blast Theorie und sie erzählt, dass jeder seine Ideen einbringt, dass sie kollektiv arbeiten, aber dass sie mittlerweile auch parallel an verschiedenen Projekten arbeiten und das dann auch nur einer für ein Projekt verantwortlich sind. Wir finden sehr spannend, dass sie ihre Spiele erst recht spät im Prozess austesten und vorher viel auch am Tisch entwickeln. Sie testen erst, wenn sie eine Struktur für sich gefunden haben, von der sie überzeugt sind. Für uns eine wirkliche Erkenntnis: Erst testen, wenn das Konzept steht! Dann gibt Ju uns noch ein paar praktische Tipps: einfach Schreibaufgaben verteilen, immer wieder die Perspektive von Erwachsenen und Kindern einnehmen und die Ansätze überprüfen, Entscheidungen treffen, Verlinkungen zwischen den Ideen bauen, herausfinden was es für Überraschungsmomente geben kann, was wirklich Spaß bringt und offen sein für den Prozess. Das war ein sehr schönes Treffen und wir sind alle ganz eingenommen von Ju’s Art und Weise auf unsere Ideen einzugehen und überhaupt ist Ju toll! Es hat gut getan von so einer erfahrenen Praktikerin Tipps zu bekommen und zu hören, wie sie so arbeitet.
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