Tag 32 – 24.04.2012
Konzept? Konzept!
Die Vormittagsprobe verbringen wir damit die von uns angefangenen Räume weitestgehends fertig zu stellen. Hannah bastelt und beschriftet ihre Pappcity, Eva konzipiert ihr Spiel in der Küche und Matze schnippelt am Film für den Utopienraum. Ich bereite die Vertragskonzepte und das Protokoll für mein Verhandlungsspiel im Vertragsraum vor. Fleißig basteln alle vor sich hin und daten die anderen up. Wir kommen gut voran und die Räume fangen an sich nach etwas anzufühlen. Zum Mittag fahren wir nach Hause um die großen Töpfe Spargelsuppe von gestern alle zu machen. Im Anschluss treffen wir uns mit Jan um nochmal abseits des Making Ofs über das grundsätzliche Konzept zu sprechen, was in den Vorbereitungen auf das Making Of ein bisschen in den Hintergrund gerückt ist. Wir besinnen uns auf unserer verschieden Ansätze und reflektieren, was wir an den Themen mochten und an welchen Punkten sie uns Schwierigkeiten bereitet haben. „Zukunft“ – ein Thema, das beide Generationen in unterschiedliche Weise betrifft, sehr komplex und verschiedenste Lebensbereiche und Themen umfassend. Warum nicht „Kindheit“ als Thema? Wir hatten da doch die Utopie, bzw. Dystopie, von einer Zukunft, in der natürliche Geburten abgeschafft werden und Kinder über Reproduktionstechniken und Klonen hervorgebracht werden. Damit löst sich die Elternschaft auf und die Gesellschaft wird nicht mehr durch Familien geprägt. Außerdem wird die Kindheit abgeschafft. Kinder müssen möglichst schnell erwerbstätig und selbstständig sein. Über diesen Utopienentwurf kommen wir auf das Thema „Verantwortung“. Wenn Verwandtschaft und Elternschaft abgeschafft wird werden auch Verantwortungsverhältnisse neu bestimmt. Verantwortung wird nicht mehr von Individuum zu Individuum übernommen. Es ist keiner mehr für den anderen verantwortlich. Kein „Eltern haften für ihre Kinder“. Verantwortung wird nur noch für den Staat übernommen. Was bedeutet das? Kindheit geht verloren, weil der Schutzraum der Kindheit nur besteht, wenn einer die Verantwortung für das Kind übernimmt. Kindheit und Familie werden also in dieser Utopie hinter sich gelassen und das Individuum ist autonom. Wir finden wichtig, dass dies Annahme nicht nur negativ gedeutet wird, sondern ja auch eine Befreiung bedeuten könnte…Was uns am Thema Verantwortung gefällt, ist das sich gut auf Spielsituationen und interaktive Strukturen im Stück übertragen lassen würde. Somit wäre es möglich das Thema in die Struktur zu verlagern. Wir überlegen, in was für einem Setting das Spiel oder Stück stattfinden könnte. Wie wäre es mit einem Training für neue Familienbildung? Zu Beginn des Stücks wählen Kinder und Erwachsene eine Wahlfamilie und gehen dann in Gruppen zu sechst in das Stück und würden dort in einem Forschungslabor Familienstrukturen austesten…? Mit dieser Idee entfernen wir uns davon zwei Spielergruppen mit jeweils Kindern oder Erwachsenen zu etablieren, finden aber die Idee von gemischten Gruppen auf einmal sehr reizvoll. Wir haben noch kleine Detailideen, wie, dass die neuen Wahlfamilien vielleicht keinen Vertrag schließen müssen, aber ein Familienfoto nachstellen sollen. Wir besprechen mit Jan auch noch die Planung des Konzepts und welche Häuser für uns vielleicht spannend wären.
Im Anschluss an das Meeting mit Jan treffen wir Winfried und Mareike um über das Making of zu sprechen. Wir erzählen kurz von unserer neuen Konzeptionsidee und Winfried gibt uns den wertvollen Tipp, dass die Sioux-Indianer ein ähnliches gesellschaftliches Modell leben. Das müssen wir mal recherchieren…Dann führen wir Winfried und Mareike durch unsere Räume und besprechen wie der Ablauf des Abends sein wird, klären organisatorische Fragen und machen uns dann schnell auf den Weg zur Kaserne, wo wir an diesem Tag die Performance „All the sex I‘ve ever had“ von der Gruppe Mammalian Diving Reflex ansehen – Spannend, anrührend und sehr emotional.
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