flausen.plus

05.07.12 / Johanna

Wetter: bedeckt und doch sonnig
Arbeitszeit: 12:15 bis 20:30 Uhr
Stimmung: motivationslos und doch erfolgreich
Eindrücklichstes Bild: Ein Playmobil-Männchen wirft mit Anglizismen um sich
persönl. Lieblingswort heute: Human Resource Management
Utopie: Die erste Bohne hat sich ihre Bahn gebrochen
Lieblingszitat: „Ich habe mir ein Talent mitgebracht: Mister Mint!“

Noch bevor die eigentliche Arbeit beginnt, gehen Maike, Franzie und ich zum Oldenburger
Lokalradiosender „O1“ um für unser Projekt im Allgemeinen und unser Try-Out in genau
einer Woche im Besonderen Werbung zu machen. Das läuft sehr gut und beschwingt uns
für die Arbeit. Wir treffen uns mit Kaja und Mareike im Theater und stellen fest, dass es außer einem Ameisenkrieg keine nennenswerten Probleme gibt. In der Ameisenfrage wird allerdings beschlossen, nun zu Massenvernichtungswaffen über zu gehen. Wir scheißen auf unser Karma! Doch dann kommt er, der Tiefpunkt, der uns für den Rest des Tages umhauen und nicht mehr los lassen wird: auf dem Mittagessen-Experiment-Plan steht heute Kantinenessen. Deshalb trotten wir gemeinsam in die öffentliche Kantine der Öffentlichen – weil sie die einzige Kantine ist, die wir kennen. Doch das Essen schmeckt überhaupt nicht – innerhalb von Minuten ist die Stimmung auf dem Nullpunkt. Kaja und Franzie verzichten sogar freiwillig auf den eingangs gewählten Pudding, der auch altes, aufgeschäumtes Kaugummi sein könnte. Rückwirkend kann man festhalten: wer uns nicht anständig füttert, kann nicht erwarten, dass wir mit ihm spielen.
Zurück im Theater bekämpfen wir die dadurch verursachte Demotivation mit der Präsentation der gestern in Kleingruppen erarbeiteten Szenen. Ich stelle mit Maike und Kaja unsere musikalisch-rhythmische Vision in Polkadots vor. Ulli und Franzie geben mit Kopfhörern und Stimmverzerrer ihre Interviews unter dem Motto: „Liebst du deine Arbeit wirklich?“ in der Playmobil-Version wieder. An beiden Szenen wird noch ein wenig rumgestöckelt und weitergesponnen, bis Kaja mit der Aufgabe rausplatzt: „In fünf Schritten zum passenden Beruf!“ Wir brainstormen kurz und entwickeln dann das Berufsorakel, welches anhand der Fragen: „In welcher Klimazone würdest du gerne arbeiten? Kopf oder Hände? Zahl oder Buchstabe? Was ist deine Lieblingsfarbe? und Wirtschaft, Wissenschaft, Soziales oder Kultur?“ den perfekten Job für jeden weissagen kann. Quintessenz ist, wir sollten alle unsere Zelte hier in Oldenburg abbrechen und schnell noch ein Biologie-Studium draufsatteln, weil Kultur nur zu therapeutischen Zwecken angewandt werden kann.
Nach unserer Mittagspause (in der wir uns alle noch einmal ein kräftiges Essen gönnen mussten), setzten wir uns zwecks Präsentation der Buchrecherche-Ergebnisse zusammen. Maike lädt uns auf eine Therapiestunde mit Mister Mint, unserem Melonen-Salbei ein, Franzie klärt, was ein Chamäleon und Sexarbeit mit Potentialanalyse zu tun haben (und weshalb die Formel E>A alle unsere Probleme lösen kann [dabei sind wir aufgefordert für E und A alles einzusetzen, was diese Formel bestätigt]),Kaja spielt mit uns Bullshit-Bingo und Ulli schimpft über die linksradikale Metaphernmaschine. Doch an dem Punkt, an dem wir alle denken, wir sind geistig schon durch, entwickelt sich plötzlich noch eine zentrale Fragestellung: Warum, wenn wir doch alle arbeiten wollen, gibt es Arbeitslose und Burn-Out-Kranke? Wie kann man diese negativ-Entwicklung stoppen oder ihr gar entgegenwirken. Da wir unsere Probenzeit schon längst überschritten haben und die Bühne noch ein wenig (DRINGEND!!!) aufgeräumt werden muss, stellen wir uns für Montag die Aufgabe, dass jeder eine mögliche Lösungsstrategie entwickelt.