flausen.plus

12.07.12 / Johanna

Wetter:                                              Sonne, Wolke und Platzregen
Arbeitszeit:                                       13:00 bis 21:00 Uhr
Stimmung:                                         erst unterspannt, dann überspannt
Eindrücklichstes Bild:                      Die Spielothek von Gegenüber kontert mit ihrer eigenen Utopie
persönl. Lieblingswort heute:          ist NICHT Utopie
Utopie:                                               alles präsentiert sich fürs Try-Out von seiner besten Seite, nur die Zitronenmelisse zieht nicht mit
Lieblingszitat:                                   „Und wenn ich Petersilienkartoffeln kochen will, dann ist es nicht der Fehler der Minze, dass sie da nicht rein passt. Da muss ich mich weiterentwickeln!“

Prä-Fragen:
-Wie werden sich unsere Getryouteten am Anfang fühlen?
-Wann ist ein Try-Out gelungen?
-Wie weit darf eine teambildene Maßnahme gehen, ohne dass sie den Kontakt zum eigentlichen Team-Arbeitszusammenhang verliert?
-Wieviel Arbeit braucht man um beschäftigt zu sein?
-Wie groß ist der Einfluss, den private und berufliche Krisen aufeinander haben?

Heute ist Try-Out-Tag. Wir bereiten die einzelnen Stationen dezidiert vor.
Witzigerweise ist es eine sehr entspanntes Vorbereitungsverhalten. Aufgrund keiner Anmeldung vertrauen wir darauf, dass wir unserem Mentor und dem Projektverantwortlichem einfach unsere Ideen vorstellen können. Wir entwickeln  einen Ablaufplan, verteilen Zuständigkeiten und flechten lose Enden zu Übergängen.

Plötzlich stehen da doch zwei Laufpublika vor der Tür, mit denen wir nicht gerechnet haben. Das soziale Netzwerk macht es möglich. Kurz lässt es uns in eine kleine Schockstarre verfallen (ähnlich der Beutelratte vor der Schlange), doch dann kann die Überraschung in Spielfreude transformiert werden: Plötzlich bringt es uns in den Druck einer Haltung, klarerer Ausdrücke und ein professionelleres Auftreten an den Tag zu legen. Nach einem etwas holperigen Anfang mit einiger Zeitverzögerung, damit jeder auch das korrekte orakelt bekommt, kommen wir in einen professionellen flow. Und wie ja allgemein bekannt arbeitet man da am besten und am natürlichsten. Aber dem flow geschuldet, kann ich über das eigentliche Try Out nicht mehr viel sagen. Es ist vorbeigerauscht. Dass es meinen Kolleginnen ähnlich ging, beweist der allgemeine Aufführungskater danach: alle sind überdreht und redebedürftig. Das Reflexionsgespräch gemeinsam mit den Zuschauern bringt uns zurück an die Anfänge zu Moderationshütchen und Utopiecocktail. Plötzlich fühle ich mich als Paläontologe unserer eigenen, kleinen Projektevolution. Wie vieles kommt im Theater einfach den schnellen Produktionsumsetzungen (selbst in einem auf Entschleunigung ausgelegten Stipendium?) geschuldet unter die Räder? Muss man erst mindestens bis zum Bergfest kommen um sich zyklisch wieder seinen Anfängen anzunähern, und sie dann beim zweiten Blick als vollkommen brilliant und durchdacht zu entlarven?

Unterm Strich stößt uns das Gespräch auf wesentliche weitere Forschungspunkte nach dem Reibungspotential zwischen Playmobil-Figur und Mensch und –ganz wesentlich – die in diesem Gespräch viel beschworene Nahtstelle zwischen Arbeitswahrheit und Arbeitswahnsinn.

Post-Fragen:
-Was ist die Identität, wenn man zum Arbeiter wird?
-Was ist die Utopie? Wie könnte die Utopie aussehen und muss sie überhaupt als solche benannt sein?
-Wann ist eigentlich Feierabend?