18.07.12 / Ulli
Wetter: erst verregnet, dann überraschend warm, dann wieder grau
Arbeitszeit: 14:00-20:00
Eindrücklichster Moment: wir sehen uns im Bodyjam-Video
Lieblingszitat: “Es muss auch mal solche Tage bei einer Produktion geben.”
Utopie: Die Kresse wurde geerntet, die erste Blaubeere ist gereift vom Busch gefallen, Zucchini und Erbsen fangen an lecker auszusehen
Wie auch schon gestern starten wir mit unserem neuen Ritual in den Tag und machen eine halbe Stunde Work-Out. Da Franzi sich nicht ganz so fit fühlt, filmt sie, wie wir zur Anleitung von Gandalf, dem spanischen youtube-Trainer, hüpfen. Abgesehen davon, dass sich natürlich auf dem Video jeder peinlich findet, stellt Franzi fest, dass ich eher langweilig erscheine und nur angestrengt versuche die Choreografie zu verfolgen, wohingegen Johanna und Maike im Gesicht ein bisschen beweglicher sind und verschiedene kritische Ausdrücke draufhaben.
Dann wollen Johanna und Maike verschiedene Sachen zum Psychodrama ausprobieren, das sie jetzt Surplus-Reality-Scenario nennen, damit man nicht gleich so esoterische Assoziationen bekommt. Als erstes shoppen wir Persönlichkeitsmerkmale: Maike und Johanna haben einen Magic-Wunderladen aufgebaut, in dem man z.B. 20g Ideen oder 700g große Klappe tauschen kann. Nun schreibt jeder noch drei eigene Eigenschaften in Gramm-Angaben auf und der Handel beginnt. Franzi ertauscht sich Durchhaltevermögen für die Diplomarbeit und opfert dafür ihren Humor, ich tausche 300g Überzeugungskraft gegen 250g Besonnenheit. Am Ende soll jede ihr “perfektes” Ich schaffen. Wir sind soweit mit unseren eingetauschten Eigenschaften zufrieden.
Dann müssen wir aber leider das Arbeiten unterbrechen, weil es Franzi zunehmend schlechter geht. Wir besorgen Aufbaunahrung und legen sie hin, in der Hoffnung, dass sich die Franzi wieder regeneriert. Maike und Johanna wollen derweil etwas zeigen, dass man gut als Floating-Scene benutzen könnte.
Es geht um Zukunftsszenarien. Maike interviewt Johanna (die mit dem Rücken zum Publikum sitzt) zu ihrer beruflichen Zukunft. Dabei ergeben sich drei mögliche Szenarien: 1. Johanna arbeitet an der Uni 2. Johanna arbeitet in der Freien Szene 3. Johanna arbeitet am Stadttheater.
Im ersten Szenario beschäftigt Johanna vor allem die Angst, ein Vorstadthäuschen-Leben zu führen. Außerdem probieren Maike und Johanna aus, was passiert, wenn man nicht tatsächlich über das eigene Leben nachdenkt, sondern Geschichten phantasiert. Aber wir stellen schnell fest, dass der tatsächliche Denkprozess interessanter ist, aber auch voyeuristische Interessen des Publikums bedient. Außerdem müsste das Interview immer ungeprobt sein, um so seinen authentischen Charakter behalten zu können. Vielleicht ändern wir jedesmal die Fragestellung.
Das zweite Szenario handelt dann vor allem davon, dass Johanna zuviel ungesunde Sachen trinkt, wohingegen das dritte überraschende Wendungen bringt: nach dem Johanna zunächst recht glücklich und in verantwortungsvoller Position an einer kleinen Bühne im Schwarzwald arbeitet, bringt ihr der Wechsel nach Berlin ans DT anschließend Probleme: die Kollegen sind doof und der Chef ein Arschloch. Johanna verlässt ohne zu kündigen eines Tages ihr Büro und fährt ans Meer, wo sie Leiterin einer Behindertenwerkstatt wird. Und auch wenn es hier teilweise stark theaterspezifische Berufsprobleme sind, die verhandelt werden, so denken wir, dass sich für den Zuschauer trotzdem Anknüpfungspunkte finden. Denn das der kleine Betrieb angenehmer ist als die große, aber hoch angesehene Firma und dass man sich nach einer relevanten Arbeit (am Meer) sehnt, gehört wahrscheinlich bei mehreren Menschen zur Gedankenwelt.
Franzi geht es nicht besser und wir beschließen, dass sie sich lieber zuhause hinlegen soll.
Um die Zeit zu überbrücken, bis Winfried zur Probe kommt, üben Maike und ich endlich mal “I saved the world today”. Leider ist der Song auf der Gitarre ziemlich schwer, also probieren wir es in einer angecountryten Version und demnächst vielleicht nochmal mit Klavier.
Anschließend führen wir mit Winfried kurz den Gesundheitscheck durch und reden über die Woche. Er rät uns, nochmal über die Funktionen von Musik und Raum nachzudenken und außerdem zu überlegen, wie das Publikum am Ende den Raum verlassen soll, quasi was wir bewirken wollen. Außerdem gibt es noch zwei Kneipentipps zum Ausprobieren: das Marvins und die Funzel
Fragen:
-Warum lachen alle Leute über diesen dusseligen Pinguin?
-Was hat Erotik mit Arbeit zu tun?
-Wieviel echten Test braucht es um nicht irrelevant zu werden, wieviel erfundenen Test braucht es um trotzdem noch sowas wie Theater zu sein? Will man an dieser Stelle überhaupt Theater?
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