flausen.plus

29.07.12 / Franzi

Wetter: warmkaltnasstrockenhelldunkel
Stimmung: Sonntagsmüdigkeit und pragmatisch
Eindrücklichstes Bild: Krokodil in roten Highheels
Utopie: hat heute mal die Bühne gesehen, die Bohnen haben Wuchshilfe bekommen
Zitat des Tages: „Jesus gehört nicht in die Utopie“
Lustigstes Wortspiel: „Work lifts us up where we belong“
Unwort des Tages: chilln
Metapher des Tages: die Boote auf denen Kaja und wir uns jeweils befinden

Wir haben unser vorgezogenes Wochenende beendet und wie bereits festgestellt, wird eigentlich am Sonntag zu recht nicht gearbeitet. Alle wirken müde und unkonzentriert.
Als erstes werfen wir uns in mitgebrachte Glitzeroutfits. Die sind mal mehr, mal weniger glitzerig. Aber alle schön. Nur Johanna glitzert nicht. Unverständlicherweise wirft ihr Kleiderschrank kein Paillettenkleid ab. Also muss sie noch shoppen gehen.

Beim Workout muss ich heute wegen einer Knieverletzung (ein Krankheitsbericht wäre auch mal was für die Ausstellung beim Making Of) aussetzen und auch Kaja setzt aus.
Dann widmen wir uns unserer Utopie, die am Ende stehen soll. Und beginnen mit einem großen Fragezeichen. Mit den Playmobilmännchen? In unserer Pflanzenutopie? Wenn ja, wie kommt die rein? Im Einkaufswagen? Und welches Lied wollen wir gemeinsam mit dem Publikum singen? Ulli hat ein paar Lieder zur Auswahl, wir finden weniger geeignetes wie „Working in a Cole Mine“, Beatles, U2 und „Celebration“ und besser geeignetes wie „My love is your love“ und einigen uns zunächst auf „Let the sunshine in“. Diesen Ohrwurm wird man übrigens auch nicht mehr los. Danach widmen wir uns wieder den Gedanken zu den Playmobilfiguren und wie sie die Utopie verkörpern können. Da wir es nicht für sinnig halten, sich zu fünft um einen Tisch zu stellen, teilen wir uns in zwei Gruppen: Johanna und Maike basteln fleißig Tischverkleidungen und wir anderen drei probieren Settings für das Abfilmen einer Utopie am Schluss. In „unserer“ Gartenutopie wirken die Figuren mehr so wie bei einer Dschungelexpedition, grünes Papier weckt Parkpicknickassoziationen. Wollen wir das als Utopie vermitteln? Zu real und nicht utopisch genug. Auf Regenbogenpapier wirken die Playmomännchen, wenn man noch Federn streut, wie auf LSD. Das Plüschkroko dient zwar als super Freizeitpark-Wiesenhintergrund, ist aber auch nicht hilfreich. Wir experimentieren noch mit Licht und weiteren Hintergründen, auch die zerfallene 70er Jahre Discobühne ist nur ein netter Hintergrund, aber keine Utopie. Mir fehlt da eine Tätigkeit. „Nur chillen“ sollte nicht die Utopie sein, die wir zeigen wollen. Kurz vorm Verzweifeln, probieren wir, wie es ist, wenn wir Problemlösungen auf Papier malen. Aber auch das hat nicht viel mit der Utopie zu tun. WAS IST DENN UNSERE UTOPIE? Und wie können wir die darstellen? Das ewige Leiden mit dem U.-Wort (am besten, ich spreche es gar nicht mehr aus).

Aus der Verzweiflung entspinnt sich eine Diskussion über Standpunkte, Wünsche und der Frage, wie politisch wir sein wollen. Denn das ist vielleicht wichtig um herauszubekommen, wie der Schluss unseres Abends (und vorerst unseres Making Ofs) sein soll. Wir sollten die Probleme und Lösungen ernst nehmen. Aber eigentlich haben wir auch keien Lösung, die wir präsentieren können und uns mit Flitter und Tam Tam darum zu drücken ist „ein billiges Theatermittel“, das wir scheuen. Aber wie können wir was anbieten? Die Idee des Reset-Knopfes ist geboren. Eigentlich müsste man alles auf Anfang setzen. Die Utopie könnte der Neubeginn sein. Wie signalisiert man den Neubeginn? Wir grübeln darüber nach um am Ende doch wieder auf unseren Ursprung zurück zu kommen. Wir wollen die Utopien zeigen, die mit dem Publikum entstanden sind. Während das Publikum ein Lied einübt, stellen wir anderen drei, ähnlich wie beim bisherigen Szenario, die Figuren zur entstandenen Utopie auf. Wie es dann weitergeht steht hier noch nicht, damit alle Lesenden noch ein wenig überrascht werden am Donnerstag. In der Diskussion saßen wir am Anfang noch in verschiedenen Booten, die am Ende alle im gleichen (nicht ganz selben) Hafen landeten.

Fragen:
-Wie politisch ist dieser Abend tatsächlich?
-Wie realpolitisch können wir im Theater arbeiten?
-Wieviel Lösung kann das Theater bieten?
-Wie gesamtgesellschaftlich sind unsere Probleme?
-Auf welcher Ebene machen wir politisches Theater?