IM BÜHNENBILD
Woche zwei begann mit einer intensiven Improvisationsrecherche in unserem „unbeobachteten Raum“. Neben den verschiedenen Lichtstimmungen haben wir uns mit unserer Körperlichkeit in Bezug zum Bühnenbild auseinandergesetzt.
Wie schnell bewegen wir uns im unbeobachteten Raum?
Welche Körperteile verraten in unseren Schatten unsere Position?
Wie können wir uns bewegen und undefiniert bleiben?
Was passiert, wenn wir uns nicht bewegen und die Lichtquelle sich bewegt?
Wie können wir uns als ein einziger undefinierter Organismus bewegen?
In diesen Improvisationen mit Bewegung und Licht konnten wir herausfinden, an welchen Stellen sich das Licht befinden muss, um einen spezifischen Einblick in das Innere zu gewähren.
Wie viel Einblick wollen wir gewähren?
Wie übersetzen sich kleinste Bewegungen im Inneren auf die Leinwand?
Zum Beispiel konnten wir herausfinden, dass durch das Hinstellen unseres mobilen Lichtes auf den Boden mittig im Bühnenbild, ein Lichtfenster oben an der Decke entsteht. In diesem Fenster werden Bewegungen, die wir horizontal im Raum machen, sichtbar.
Durch das Platzieren des Lichtes in der hinteren linken Ecke, werden unsere Schatten groß und verzerrt an die vordere Wand projiziert. Hierbei werden vertikale Bewegungen sowie die Überlappung und Verschmelzung unserer Körper sichtbar.
Durch das Bewegen des mobilen Lichts entstehen dynamische Verzerrungen und die Transparenz der
Wände verändert sich.
Die Beleuchtung unserer Körper von oben, durch Bühnenschweinwerfer, ermöglicht vollen Einblick auf das Innere.
Zu all diesen verschiedenen Stimmungen und Einblicks-Möglichkeiten, haben wir jeweils ein
passendes Bewegungsmuster entwickelt. Dadurch werden verschiedene Welten aus dem Inneren des Bühnenbilds sichtbar.
ÜBERLAPPUNG
In der Kontaktimprovisation haben wir uns dem Bild der Überlappung weiter angenähert. Durch „weight-sharing-Techniken“ verschmelzen wir nicht nur optisch sondern auch physiologisch miteinander, denn unsere Stabilität hängt von der Gewichtsverteilung untereinander ab. Wir lehnen so aneinander, dass wir unsere eigene Masse und unsere Balance weg von unserem eigenen Körperzentrum hin zur Körpermitte des Gegenübers verlagern. Nur durch gegenseitiges feinfühliges Spüren und mit tiefem Vertrauen zueinander kann man in dieser „off -balance“ Körperlichkeit gemeinsam improvisieren. Für unsere Vision des vereinten, überlappten Körpers ist diese Art von Kontaktimprovisation ein spannendes Medium.
Wie groß ist unser Masseunterschied und wie wirkt sich dies auf die Gewichtsverlagerung aus?
Welche Kontaktpunkte miteinander fühlen sich am stabilsten an?
In wieweit beeinflusst unser Blick uns in diesem nahen Miteinander?
Welche verschiedenen Dynamiken können wir in dieser Art von Kontaktimprovisation erzielen?
Wie kommunizieren unsere Körper?
Durch verschiedene Bewegungsqualitäten beim gemeinsamen Improvisieren haben wir Elemente
entdeckt, die uns an Zyklen, Kreisläufe und gegenseitige Abhängigkeiten erinnern. An diesen Abläufen und Motiven wollen wir nächste Woche choreographisch weiter forschen.
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AUF-ZU
Als kleines Experiment haben wir die Augen des Beobachtenden mittanzen lassen:
Zum Takt der Musik werden die Augen geschlossen und dann wieder geöffnet.
Was passiert, wenn man nur Teile der getanzten Bewegungsabfolgen sieht?
Als beobachtende Person bekommt man „Schnappschüsse“ der Tänzerin und der Effekt, der von den
neu eingenommenen Positionen kommt, ist sehr überraschend. Um diesen Effekt zu verstärken hat die Tänzerin versucht, während sie nicht gesehen wird, möglichst schnell Ihre Position zu verändern.
Wenn sie beobachtet wird versucht sie eher minimale Bewegungen zu machen und in ihrem „Zustand“ zu bleiben.
Es entsteht der Eindruck sie würde von der Beobachtung definiert, festgehalten. Aus den Bewegungen der Improvisations-Übung haben wir eine Choreographie entwickelt, die mit dem öffnen und schließen der beobachtenden Augen zeitlich abgestimmt ist.
Besonders interessiert uns, wie es sich für eine außenstehende Person anfühlt, selber körperlich in eine Szene eingebunden zu werden.
Wir freuen uns schon, diesen Teil unserer Forschung mit unserem Publikum beim Making-OFF auszuprobieren.
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ZWISCHEN BÜHNENBILD UND RAUM
Bisher haben wir viel in zwei Welten geforscht: innerhalb des Bühnenbilds am unbeobachteten,
undefinierten und verzerrten Körper und außerhalb des Bühnenbilds, am blickenden, definierten, geformten Körper.
Als nächsten Schritt hat uns interessiert, wie wir zwischen diesen zwei Welten tanzen können.
Außerdem haben wir erforscht wie das bisher rechteckige Bühnenobjekt andere, organischere Formen annehmen kann.
Wie können wir das Bühnenbild verlassen?
Mit welcher Intention, an welchen Stellen (räumlich) und mit welcher Dynamik?
Welche Körperlichkeit nehmen wir aus dem Inneren mit nach außen?
Können wir aus dem Bühnenbild schlüpfen?
Inwieweit nehmen wir Bezug zum Larven-/ Kokon-/ Schmetterlingsmotiv?
Was passiert, wenn nur ein Teil unseres Körpers den „unbeobachteten Raum“ verlässt?
Wie lässt sich ein Zwischenzustand festhalten?
Durch das leichte Kippen unserer Installation und das Auseinanderziehen des Stoffes wächst unser Bühnenbild zu einer langen, tunnelartigen Form, quer über die Bühne.
Wir haben ausprobiert wie es ist, wenn an beiden Enden jeweils eine von uns aus dem Objekt wächst oder schlüpft. Auf dem Weg zur Öffnung haben wir mit dem Kontakt zum Stoff gespielt und versucht uns darin einzuwickeln. Die dadurch entstehenden Abdrücke unserer Körper wirken wie eingewickelte Statuen oder Kokons.
In der Improvisation mit all diesen Elementen entsteht ein Spiel mit dem entpuppen von Körpern.
Durch das Bühnenbild und die an beiden Enden herausragenden Gliedmaßen entsteht eine Illusion
der Verbindung zwischen unseren beiden Körpern. Das Bühnenbild wird zu einem einzigen riesigen Körper. An diesem Bild des Zwischenzustands und der Verbindung unserer Körper wollen wir in der nächsten Woche weiter forschen.
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BILDERRAHMEN (BLICK und HALTUNG)
Beim Experimentieren mit den verschiedenen Hänge-Möglichkeiten unseres Bühnenobjekts haben wir eine Position gefunden, in der der Rahmen, an dem der Stoff befestigt ist, uns einrahmen kann.
Was für ein Gefühl haben wir, wenn wir so eingerahmt auf der Bühne stehen?
Was passiert mit unserer Haltung, wenn wir den Blicken des Publikums ausgesetzt sind und in diesem
Rahmen präsentiert werden?
Wo schauen wir hin?
Sehr schnell ist bei uns ein Gefühl des Posierens entstanden, wie für ein Foto.
An die Blick- und Haltungsrecherche der letzten Woche anknüpfend, haben wir angefangen innerhalb dieses Rahmens mit minimalen Bewegungen zu spielen. Mal stehen wir ganz aufrecht, mal fallen unsere Schultern schwer nach vorne. Unsere Blicke sind klar gesetzt und verändern sich nur isoliert.
Ganz bewusst haben wir angefangen das Publikum anzuschauen (diese Woche waren das unsere Mentorin und eine Journalistin). Dadurch sind nicht nur wir beobachtenden Blicken ausgesetzt, sondern auch das Publikum.
Welche Gefühle werden im Publikum ausgelöst, wenn es von uns beobachtet wird?
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