Diese Woche arbeiteten wir hauptsächlich im Studio und beschäftigten uns viel mit der Frage, wie sich behinderte und erkrankte Körper ohne großen Energieaufwand auf der Bühne bewegen können. Für unsere Recherche haben wir vorwiegend mit Rollbrettern gearbeitet. Mithilfe von Informationen von Axis Syllabus und unter Berücksichtigung der Anatomischen Ausrichtung in der Horizontalen Ebene erforschten wir gemeinsam mit den Brettern Bewegungsmöglichkeiten. Dabei nutzten wir Momentum und Schwerkraft, um so energieeffizient wie möglich zu arbeiten.

Außerdem hatten wir einen erfolgreichen Tag mit unserer Mentorin Manuela Mantini. Wir zeigten ihr einige Scores, die aus der Arbeit mit den Rollbrettern und dem Sand entstanden sind. Aus dem Feedback Gespräch resultieren neue Fragen über Schichtungen verschiedener Ebenen, die räumlich entstehen, wenn man in der Horizontalen performt und z.B. nichtmenschliche Körper plötzlich auf einer höheren Ebene stehen als menschliche.

Auch sprachen wir zusammen über die Auswirkungen von einer Krankheit wie Long Covid auf die choreografische Arbeit im Allgemeinen und welche Strukturen es benötigt, um betroffene Körper mehr Teilhabe zu gewährleisten. Manuela brachte dabei viele bereichernde Aspekte aus Ihrer Arbeit als Choreografin und Vermittlerin ein, die uns neue Denkanstöße für unsere Recherche geben. Eine Frage, mit der wir uns seit dem Treffen viel beschäftigten, ist, wie viel Sprache oder Text eine Performance benötigt, um spezifische Lebensrealitäten und Konditionen sichtbar zu machen. Oder anders formuliert; wie viel künstlerische Abstraktion können wir uns erlauben, wenn es wichtige zu vermittelnde Inhalte gibt? Können sich nur diejenigen leisten, abstraktes Theater zu machen, deren Besuchende über das gleiche Vorwissen verfügen? Welche Tatsachen müssen über unsichtbare Erkrankungen und Diskurse, die wenig bekannt sind, benannt werden, damit sie überhaupt in der Perspektive der Besuchenden vorkommen? Und wie kann Text wichtige Botschaften überbringen und gleichzeitig als eigene performative und rhythmische Ebene, als eigene Entität und Körperlichkeit fungieren, die das Geschehen eher begleitet als beschreibt und auf Augenhöhe mit anderen menschlichen und nichtmenschlichen Performer*innen ist?

An einem der Tage widmeten wir uns mit diesen Fragen im Kopf verschiedenen Schreibübungen und experimentierten mit Textformen, die nichtmenschliche Lebensrealitäten einbeziehen. So entstanden z.B. Briefe von Algen und Texte über Vermessungen, die Längenangaben in Sandkörnern und Zeitangaben in Erdvibrationen angeben.

Ein weiterer wichtiger Recherche Punkt dieser Woche, der auch aus dem Gespräch mit Manuela hervorkam, beinhaltete die Auseinandersetzung mit Triggern, die Bewegungen initiieren. Was motiviert einen müden Körper überhaupt, sich zu bewegen? Welche innerlichen und äußerlichen Impulse führen zu einer Bewegung im Körper, die immer auch eine Bewegung des Raums mit sich bringt? Basierend darauf entwickelten wir verschiedene scores, mit denen wir auf den Rollbrettern weiter forschten.

Ein kleines Highlight diese Woche war das 25. Jubiläum des Sensemble Theaters, wo wir uns mittlerweile richtig zuhause fühlen. Ein warmes Fest mit Big Band, Tombola und Grillen, für das die Algen und Tom ein Mini-Konzert gaben.