Unter der Überschrift „Zur Verständigung über professionelle Arbeitsstandards in den freien darstellenden Künsten“ fanden sich rund 20 Kulturschaffende zu einem Fachtag in Neustadt/Hambach zusammen.
Den Auftakt zum Programm machte Jana Sonnenberg (Landesverband Mecklenburg-Vorpommern) mit
ihrem Vortrag „Qualität alias Professionalität? Ein provokanter Impuls zum Kosmos der Denk-Schubladen in der Kunst“, in dem viele unterschiedliche Blickwinkel auf das Thema des Tages aufgefächert wurden.
Anschließend erfolgte die Aufteilung der Teilnehmenden in zwei Gesprächsgruppen. Durch einen Wechsel der Tische/Räume. Nach 45 Minuten konnten alle Teilnehmenden beide Gesprächsangebote wahrnehmen.
Ein Tisch/Raum wurde von Mareike Buchmann (Wiesbaden) moderiert. Sie lud die Teilnehmenden ein, mit Blumenerde und vielen kleinen „Setzlingen“ — Papierzetteln, auf denen Begriffe standen, die mit
Professionalität in Zusammenhang stehen — ihre eigenen „Beete“ auf der Theaterbühne anzulegen. Die Zettel wurden ver- bzw. begraben, gesät oder auch gepflanzt und zueinander über die Erde in Verbindung gebracht.
Es entstand ein reger Austausch, teilweise mit sehr persönlichen Erfahrungen.
Ein zweiter Tisch/Raum wurde von Jean-Martin Solt (Trier) moderiert. Hier wurde eingangs gemeinsam
entschieden, welche Themen des Impulsvortrags weiter bearbeitet werden sollten. Auf besonderes Interesse in beiden Gesprächsrunden stieß die Frage nach qualitätsvoller künstlerischer Selbstständigkeit im Alter angesichts geringer Fördermöglichkeiten und eines permanenten Innovations- und Leistungsdrucks.
Am späten Nachmittag führte Dennis Depta (Berlin) seinen Workshop „Die freudvolle Arbeit des
Antragsschreibens“ durch. Er gab Einblicke in eine spielerische Antragspraxis und in geförderte Anträge der Gruppe glanz&krawall. Gemeinsam wurde untersucht: Was funktioniert gut beim Schreiben eines Antrags? Was nicht?
Das Schlusswort des Fachtags übernahm Helge-Björn Meyer (BFDK), der noch einmal herausarbeitete, dass die Begriffe Qualität und Professionalität eng miteinander zusammenhängen, stets subjektiven Faktoren unterworfen und deshalb von jeder Person individuell und immer wieder neu zu definieren sind.
Deutlich wurde im Tagesverlauf, dass es gerade auch die pragmatischen Hindernisse sind, die den
Künstler*innen bei der Realisierung ihrer Ansprüche an das eigene professionelle und qualitätsorientierte Arbeiten im Weg stehen: sei es der Wunsch nach mehr Fördermöglichkeiten im Alter — nach strukturellen Rahmenbedingungen, die Care-Arbeit und Beruf vereinbar machen — nach Planungssicherheit für Projekte …
Wir stellen fest, dass sich ein Selbstverständnis von gelebter Professionalität im künstlerischen Beruf mit Blick auf „harte“ soziale und wirtschaftliche Fakten gar nicht wesentlich von anderen Branchen
unterscheidet, während das kontinuierliche Verhandeln der ästhetischen Dimension des eigenen
Qualitätsbegriffs als „Markenkern“ der freien darstellenden Künste verstanden werden kann.
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