Logbuch Woche 1

Mittwoch, 2.10.

Es beginnt mit Brezelzeit.
Es wird gemutmaßt, wie es wäre ein Kruzifix von Totholzpilzen zersetzen zu lassen. Oder toxische Bücher. Frau Percht taucht auf im Gespräch – eine heidnische Figur, die sowohl männliche als auch weibliche Charakterzüge, sowohl düstere als auch strahlende Seiten in sich vereint. Eine nicht-binäre Hexenfigur?

 

Donnerstag, 3.10.

Wir treffen K., die Försterin, und gehen mit ihr in den Wald. In die Pilze.
K. die Försterin sagt, dass der Pilz aus dem Schullehrplan gestrichen wurde.
Auf die Melodie von “Froh zu sein bedarf es wenig” singen wir das Pilzlied, Kattu und Esther sind Bäume, Katze ist ein Zersetzerpilz und Reta ein Räuberpilz.
Eine Zeile heißt “Hände hoch, mach keine Faxen und lass den Zucker rüber wachsen.”
Hefen sind niedrige Pilze. Wir haben Lust diverse mirkobielle Ökosysteme herzustellen und mir selbst wieder zurück zu führen, als Getränk oder Essen. let the magic happen.
Im Wald finden wir einen Hexenröhrling und ein Hexenei – neben diversen anderen Pilzen. Da ist sie wieder, die Hexe, auch im Pilzreich (zu finden). yes, take space.
Mit einem Stock pieksen wir einen kleinen Bovisten, ersieesthey stößt Rauchwolken aus. Immer und immer wieder. Der Pilz wird gar nicht leer und die Sporen verschwinden schnell wieder auf dem Boden des Waldes. Wie lange dauert eigentlich Ankommen?

Im Wald wird nichts verschwendet. Sagt Kirsten und wir machen Fotos mit unseren Handys. Weicher Moosboden, Totholz, die Farben unserer Regenjacken zwischen den hohen Baumstämmen. Wir alle haben ein Bild vom Wald im Kopf. Mit diesen Bildern im Gepäck stapfen wir durch die Forst. Mit der Försterin und ihren roten Haaren.

Der Bücherbestand beginnt zu wachsen: ein Buch über die Frau Percht, eins zu Forstwirtschaft. Eine CD mit hexischen Chants.

Wir geben den Tagen Struktur: Wochenplan, Ankommensrunde, Ponyhof, durch schon vorhandenes Material stöbern.

Am Abend besuchen wir die Kegelbahn. Wir trinken Pils und essen Pommes. Wir kommen mit dem Wirt ins Gespräch. Unser Mycelium wächst weiter, der Wirt kennt jemanden der Shiitake anbaut und will uns vernetzen.

Freitag, 4.10.
Nach einem Warm up probieren wir neues: Communal epic Fiction à la Isabel Lewis.

Das sind die Regeln:
1. Everyone is an Expert on everything – no one is an expert on nothing
2. Let’s be civic, but not polite
3. Anyone can direct the situation.
4. No one is obliged zu follow.

Das sind die Charaktere/Rollen

  • Intent Attendant
  • Inhabitant
  • Instant Style Shaper
  • Text Shaper
  • Sound Shaper
  • Chorus
  • Audio Describer

Wir checken miteinander ein. Mehr “Ja” statt, “Ja, aber”. Verschiedene Geschwindigkeiten. Ins Machen kommen.
Später forschen wir mittels Improvisation an den Charakteren der Hexe, des Vaginalpilz, der Gender Pay Gap … wir lachen viel und die Komplexität jedes Charakters kommt zum Vorschein.

Samstag 5.10 und Sonntag 6.10 fließen dahin.

Es regnet. Die Sonne scheint. Wir nähren uns. Irgendwann spielen wir Patria(r)chiao, ein Kartenspiel in dem wir den sexistischen Normalzustand bekämpfen. (www.stadtfrauenarchiv.de) Zweimal gewinnt Esther alleine gegen das Patriachat. Nur einmal schaffen wir es gemeinsam dem „Schurken“ das Handwerk zu legen. Einzelkämpfer*in sein oder doch lieber kollektives Kollaborieren? Die Spielstrategien sind vertraut die Kombination mit dem Inhalt /Spielziel nicht. Die Diskussionen zu den Zitaten sind spannend. Lieber Grundeinkommen oder Kindergarten umkrempeln um Geschlechterrollen zu zersetzen?

 

Übrigens: der Wald ist kein Wald, sondern ein Forst. Sagt H.