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Wochenbericht 2
In der zweiten Woche der Residenz haben wir vor allem weiter die wissenschaftlichen und sozialen Grundlagen von Echokammern erforscht und recherchiert. Patrick Winzer hatte bereits im Vorfeld Kontakt mit Wissenschaftlern und Journalistinnen aufgenommen und konnte in Gesprächen mit Dr. German Neubaum (Uni Duisburg), Dr. Marcus Burkhardt (Uni Siegburg), sowie Ute Schaeffer, der Leiterin der Abteilung Medienentwicklung von der Deutschen Welle Akademie wichtige Einblicke in den Forschungsstand gewinnen.

Als erste Annäherung an ästhetische Umsetzungen des Themas experimentierten wir mit verschiedenen Installationen und Videoprojektionen, sowie einem neuen Instrument, das man mit einer Computertastatur bedient. Dabei versuchten wir unsere Assoziationen wie „Geisterreich“, „Narzissmus“ und „Safe Space“ konkret in Formen und Klänge zu überführen.
 Vor einige Probleme stellte uns die konkrete Erhebung von Daten aus Echokammern. Echokammern mit konkreten abgeschlossenen Räumen gleichzusetzen ist nicht immer leicht, da offene Chatrooms oder Netzwerke wie Twitter prinzipiell durchlässig sind und Verbindungen zu Akteuren mit anderen Ideologien immer möglich sind. Wenn Echokammern das Produkt von polarisierten Gruppen mit überhöhter In-Group-Love und deutlicher Abgrenzung zur Außenwelt sind, die eventuell schon auf dem Weg sind, sich zu radikalisieren und alle ihre Information durch den Ideologiefilter der Kammer schleusen, dann sind sie tendenziell schwer von außen zugänglich und eher in geschlossenen, versteckten Räumen zu finden. Offen zugängliche Daten von polarisierten Gruppen wie etwa Chats von Sekten wie der Gralsbewegung oder Kommentarsammlung unter rechtsradikalen Newsmeldungen sind dann eher Repräsentationen von Ideologien, die uns extrem, gehirngewaschen oder verwirrt vorkommen. Doch diese Bewertung und Wahrnehmung spiegelt eben auch wieder, welches unsere eigenen Ideologien und Gewissheiten sind und wirft die Frage nach unserer subjektiven Verortung im Diskurs auf. Wieviel Echokammer steckt etwa in unseren ästhetischen Überlegungen und unserer Bewertung der gefundenen Daten?

Ein Besuch der WDR-Podiumsdiskussion mit den etwas reißerischen Titel „Medienapokalypsen“ brachte hier wenig mehr als die Einsicht, dass neue Medien seit eh und je verteufelt werden und soziale Netzwerke hier keine Ausnahme bilden. Zum Thema Echokammern konnten wir hier jedoch mitnehmen, dass auch die diskutierenden Expert*innen dazu tendieren, Desinformation und Verschwörungstheorien und politische Agenden ausländischer Mächte damit zu assoziieren.

Insgesamt konnten wir in der zweiten Woche unser Wissen über das Thema erweitern und erste Ansätze einer künstlerischen Adaption finden. Jedoch ist der Forschungsprozess auch davon geprägt gewesen, eigene Gewissheiten zu hinterfragen und hat insgesamt mehr offene Fragen aufgeworfen, als dass er wirkliche Klarheit zu schaffen.