flausen.plus

von Patrick Winzer

„Wenn die Medienöffentlichkeit ins Wohnzimmer einfiele, dann würden sich die Menschen im Gegenzug selbst veröffentlichen. Sie würden sich umstülpen wie Amphibien – den Panzer nach innen, die seelischen Weichteile nach außen.“ (Marshall McLuhan)

Auf der Suche nach einem Lichtstrahl, der die undurchdringlichen Weiten der digitalen Tiefsee um einige Zentimeter erhellen würde, driften wir hinab in dieses Schattenreich, dieses neue Unbewusste, das die Dämonen in die Sonne spült.

Die Gleichzeitigkeit der Gegensätze, die uns aushöhlt – löscht das Gehirn und morgen schon erwachen wir im Dunkel uns´rer eig´nen Eingeweide.

Die Geister, die wir riefen, umfließen alles. Berauben uns der Stimme. Sie filtern uns´re Träume. Genießen uns´re Seelen, wie eine frisch geknackte Auster. Sie treten ein – sie treten aus. Umspülen den Verstand, bis das Menschliche ausgeschwemmt ist. Aufgeschwemmt in dieser süßen Fäulnis aus Narzissmus. Ein Amuse Gueule aus den brodelnden Kesseln der Schizophrenie. In dieser Umwelt, dieser Unterwelt, an den Ufern dieses digitalen Hades aalen sich Untote in ihren Exkrementen. Ihr klagendes Säuseln ist das Grundrauschen unserer Gegenwart. Widergänger ohne Seele. Mit ihren Schattenfingern greifen sie nach unserer Gefühle Hinterland. Teilen Synapsen, trennen das Menschliche vom Nummernstrom – unerbittlich, unsichtbar. Stoisch, wie die Gottesanbeterin ihren Gatten verspeist, so berauschen sie sich an der Vitalität ihrer Wirte. Blähen sich auf an den Winden ihrer geheimen Wünsche. Ihrer Selbstausstellung.
Der Heilbutt tanzt sich in den Magen seines Metzgers. Er richtet sich an – die Zitrone im Maul. Das Silber frisch poliert.
Dort grasen sie, die Ströme aus Nichts, an langen Tafeln und in leichten Stiefeln.
Dahinter steht das Du, gehüllt in einen Duft aus Gift.
Aus seinen Augen blitzt betrügerisch das Nichts.