02. August 2021
Wir starten wie gewohnt am Tisch mit dem Plan des Tages und besprechen die Szene, in der Dominika und Adas fliehen wollen, um sie als Spielgrundlage für später zu nutzen.
Felicia gestaltet das heutige Warm Up (Volleyball mit Würfel, unterschiedliche Menschen- und Tiergangarten, Körper abklopfen und Gelenke lockern, kurze Sprech-/Atemübungen). Danach kommt Susanne, unsere Mentorin! Sie kommt direkt zu Beginn unserer stillen Stunde. In dieser machen Sarah und Athina unter Danis Anleitung Übungen mit Druck und Gegendruck an den Händen und dann an einzelnen und immer wieder unterschiedlichen Körperteilen. Vor allem die Übung mit den aneinander gelegten Handflächen erinnert Jan an Tango und Walzer. Aus Tanz kann in Sekunden ein Kampf werden. Die Erfahrungen aus diesen Übungen fließen direkt in die anschließende Szenenarbeit (basierend auf der am Morgen am Tisch besprochenen Szene) mit einem roten Gummiband, welches beide sich um den Bauch schnallen. Bezogen auf die jeweiligen Figuren war es schwierig für Athina/Dominika oder auch nicht für Sarah/Jadzia. Während Jadzia eine permanente Angebundenheit an etwas braucht (hier an ihre Tochter und später auch an andere Dinge), empfindet Dominika das Band als Bedrohung und hat den ständigen Drang, sich zu befreien. Das Band verstärkt nicht nur die Verbindung der beiden zueinander, sondern auch das Kreisen der Figuren umeinander. Zudem hat Dominika/Athina das Dach als Außenort zum ersten Mal bespielt.
Danach haben Athina und Jan Sprache in Musik und Noten übersetzt. Athina hat sich seit ihrer Ertaubung an den Gedanken gewöhnt, ihre Musikalität eingebüßt zu haben. Gerade aber in den Übungen zur Rhythmik wird klar, wie viel Musikverständnis in ihr wortwörtlich schlummert – es scheint jeden Tag mehr aufgeweckt zu werden! Währenddessen haben Felicia und Dani mit Sarah die Küche als Jadzias Ort erobert sowie erste Geräusche ausprobiert und mit Körperlichkeiten verbunden.
Nach der Mittagspause sammeln wir für die Konfliktdramaturgie. Wir versuchen chronologisch Konfliktstationen in der Geschichte zu finden. Danach, orientiert an einigen der gefundenen Konfliktstationen, stellen Sarah und Athina Standbilder wie Fotos, wobei sie die Quintessenzen der einzelnen Momente und ihre Haltungen gegenüber vermeintlichen dritten Personen herausarbeiten.
Als Abschluss führen wir ein Gespräch mit Susanne und blicken mit ihr zurück auf unsere Woche sowie unsere Arbeitsweisen.
Logbuchergänzungen Felicia:
Im gemeinsamen Sammeln der „Konflikt-Dramaturgie“ zwischen Mutter und Tochter anhand der Romane, wird erneut deutlich, dass es uns schwer fällt die Romanhandlung in eine zeitliche Chronologie zu bringen. Das war uns schon innerhalb der Figurengespräche in der ersten Woche aufgefallen, die wir in „Kleingruppen“ geführt hatten. Nun zeigt sich, dass es im gemeinsamen Überlegen am Tisch, wo alle ihre Gedanken aneinanderfügen für die Dolmetscherinnen schwer ist alle Äußerungen, die sich auf die komplexen Handlungsstränge der Romane beziehen, in Gebärden zusammenzufassen. Dadurch wird das Gespräch für Athina anstrengend, da sie sich aus Versatzstücken der zu ihr kommenden Informationen das rausfiltern muss, was von den einzelnen Sprecher:innen gemeint sein könnte. Durch Feedback meiner Kolleg:innen verstehe ich, dass meine Art der Sprache in Momenten des Austauschs über einen komplexen Sachverhalt schwer zu dolmetschen sind. Das liegt vor allem an sehr verschachtelten Satzkonstruktionen, aber auch daran, dass ich Sätze oft so bilde, dass ihre Bedeutung sich am Ende nochmal wendet oder das vorher gesagte negiert wird.
Da mein Ausdruck durch Studium und Arbeit für mich zur großen Selbstverständlichkeit geworden ist und mir selbst nicht auffällt, dass meine Sprache bei bestimmten Themen automatisch etwas komplizierter wird, muss ich die Information erst kurz verarbeiten. Ich nehme mir vor mich in den kommenden Tagen dahingehend zu beobachten und besser darauf zu achten verständlich und übersetzbar zu sprechen und werde meine Kolleg:innen inklusive der Dolmetscherinnen bitten mich darauf hinzuweisen, wenn es mir nicht gelingt.
03. August 2021
Am Morgen besprechen wir wie gewohnt den Tagesplan. Danach folgt das Warm Up mit Dani ( „Wie geht’s mir“ im Körper, Körper erwärmen durch Strecken und Schütteln, Körperzentrum energetisieren, gemeinsames Atmen mit Übergang in Raumlauf, zum geistigen Lockerwerden Clowns-Warm Up „Kurz und dumm“ sowie Stimm- und Artikulationsübungen).
Dem folgt die erste Szenenarbeit des Tages: Jadzia entdeckt, dass Dominika sich schwefelt. Dazu entdecken beide Spielerinnen die Möglichkeit der Kommunikation auf der Szene über Klänge und Geräusche. Wir wiederholen die Übung mit der Aufgabe, Rhythmen aus den neu gefundenen Klängen zu gestalten. Wir entdecken, dass die Figuren dabei formaler werden, was die Figuren stärkt und wobei alles, was Rhythmus hat ritualisiert wird oder andersherum Rituale rhythmisiert werden.
Rhythmen werden zu neuen Kommunikationsmöglichkeiten und neue nonverbale Dialoge entstehen zwischen den Figuren. Die Spielerinnen haben das Gefühl, dass sich dabei ihre Gehirne und Rhythmen synchronisieren.
Neu im Raum und im Bühnenbild ist eine hängende Wand, die zusätzlich neue Geräusch- und Rhythmusmöglichkeiten eröffnet. In den kommenden Tagen werden wir mit Jan ausprobieren, mit welcher Art von Mikrofon man diesen Klang effektiv verstärken kann. Auch Dominika bzw. Athina entdeckt das Dach als Ort neu: sie spielt reduzierter, was die Freiheitsbedeutung des Ortes vergrößert. Zudem kommen auch Worte über Schrift in die Szene durch Jadzia bzw. Sarah.
Wir beschließen vor der Mittagspause noch mehr Requisiten und Ausstattung auf die Szene zu holen, um das Spiel zu vereinheitlichen und von der pantomimischen Andeutung wegzukommen.
Nach der Pause sind wir mit den ersten Sprechaufgaben gestartet. Jadzia hatte ihren ersten Monolog im Krankenhaus an Dominikas Bett, welche im Roman eigentlich eine Szene der Sprachlosigkeit ist. Sarah empfindet es als richtig, am Anfang von Jadzias ersten Sprechversuchen diese Szene zu nutzen, um sich Jadzias ersten Worten behutsam zu nähern. Dies setzt sie mit Summen, Rufen, Trampeln um sowie mit ersten Versuchen mit Mikrofon und Hall, von außen durch Jan gesteuert. Sarah baut sich Dominika als Ansprechpartnerin im Koma aus den ihr zugeschriebenen Worten auf Zetteln. Nach der Szene kommt auch Frage auf, ob und wie Melodien über Licht darstellbar sein könnten.
Danach bekommt auch Athina die Möglichkeit, ihrer Dominika am Grab des Vaters, erste Worte zu entlocken. Auch dort gibt es keinen Empfänger. Sie beginnt kurz mit Gebärden und setzt mit gesprochenen Worten fort. Sie liest dem Vater vor, was sie in ihr Heft geschrieben hat. Auch Athina hilft es sehr, die Figur durch Sprache greifen zu können. Beide gewinnen neue Erkenntnisse über die Figuren und den Beziehungen zueinander. Am Schluss erobern sich beide die neu eingerichtete Wohnung in einer Szene, in der sie gemeinsam den Besuch der Großmutter vorbereiten. Zum ersten Mal entstehen dabei Momente der gemeinsamen Interaktion, statt andauernder Konfrontation und wir sehen eine jüngere Dominika. Zusätzlich hat Jan die Bühne mit mehreren Mikrofonen ausgestattet, um die Wand und andere Requisiten beim Schlagen akustisch und fühlbar zu verstärken.
Logbuchergänzungen Felicia:
Nachdem wir am Montag mit Susanne erstmals noch innerhalb der stillen Stunde ein Auswertungsgespräch des vorangegangenen Spiels hatten, und nicht die gesamten Stunde mit einer szenischen Improvisation ohne Lautsprache gefüllt war, kam von Sarah der Wunsch das gerne öfter so zu machen, bzw. die „Stille Stunde“ zu verlängern.
Im heutigen Auswertungsgespräch ohne Lautsprache, merke ich wie mein Denken und Sätze formulieren sich automatisch ändert und eher der Logik der DGS- Grammatik folgt. Ich bin beruhigt in Situationen des Beschreibens sprachlich schnell umdenken zu können und möchte weiter an mir arbeiten das auch in den Gesprächen über die Figuren und den Roman zu schaffen.
Als ich Sarah und Athina dabei zusehe, wie sie erste Monologe mit Sprache improvisieren und sich gegenseitig ein Feedback dazu geben, bin ich erleichtert, dass die Sprachen uns etwas über die Figuren und Figurenkonstellationen erzählen das über unsere bisherigen Ausdrucksmedien des Rhythmus und des nonverbalen Spiels, noch nicht so deutlich zu Tage trat.
Da wir uns alle im nonverbalen Spiel so gut aufgehoben sahen und die Figuren bereits sehr plastisch waren, hatte ich etwas Sorge, dass wir die Figuren in dem Moment verlieren, wo sie zu sprechen beginnen, oder wir keinen Mehrwert aus der Veräußerung durch die Sprachen schöpfen.
04. August 2021
Der Tag beginnt mit dem Warm Up mit Sarah im Trommelraum. Wir bemerken, dass Konzentration und Zusammenkunft im neuen Raum neu erarbeitet werden müssen. Es gibt eine ausgiebige körperliche Erwärmung sowie Übungen zu Artikulation und Impulsen. Danach forschen Sarah und Dani an der Tütenetüde, indem sie sich auf die Suche nach Bewegungs- und Klangmaterial mit dem Objekt der Mülltüte machen. Währenddessen gehen Felicia und Athina auf die Suche nach Athinas Bauchstimme. Felicia ist zunächst überfordert, den Stimmsitz durch Fühlen zu finden und hat aber große Lust, sich weiter auf die Suche danach zu machen. Es ist keine leichte Arbeit, weder für Hörende noch Gehörlose, seine Bauchstimme zu finden. Danach untersuchen Jan und Athina, auf welchem Wege das Thema Mathematik in Rhythmus überführt werden kann. Sie untersuchen das rhythmische Aufschreiben von Zahlen (Tafelkreide?) sowie die Klopfzeichen Dominikas für ihre Nachbarin Iwona. Fragen dazu sind: Wann wird Rhythmus reine Information, also pragmatisch? Wann wird er eine Bitte? Wann wird er lyrisch?
Parallel dazu beschäftigen sich Felicia, Dani und Sarah mit dem Finden von monologischen Momenten für Jadzia. Sarah findet die innere kommentierende und reflektierende Stimme Jadzias, sie schreibt Tagebuch (nach dem Besuch ihres Liebhabers) und einen Brief (an Grazynka nach Dominikas Krankenhausaufenthalt in der BRD) und findet darüber gute und ehrliche Möglichkeiten der Innenschau ihrer Figur. Für Sarah ist dies ein wichtiger Schritt auf dem Weg dahin, sich in verschiedenen Sprachformen auszudrücken, nachdem sie sich anfangs überhaupt nicht vorstellen konnte als Jadzia zu sprechen, egal ob lautsprachlich oder gebärdend. Zudem entdecken wir auch eine offenere und lebensbejahendere Jadzia – eine Seite, die wir an ihr nicht vermutet haben. damit habe ich eine art für jadzia gefunden gefunden, sich wahrhaftig auszudrücken.
Danach überlegen sich beide Spielerinnen eine Übersetzungsschnitzeljagd. Auch da gewinnen wir neue Erkenntnisse über die Figuren, da Dominika beispielsweise ihre Mutter nachahmt.
In der Mittagspause gewinnt Russland.
Danach geht Sarah mit Jan Singen. Zusätzlich zum schon gefundenen Ausrufesatz Jadzias, finden sie jetzt einen Satz fürs Innere und für die Küche als Rhythmus.
Sie hinterfragen auch die Motivation und Form des Gesangs für Jadzias Figur, bestimmen Sarahs Stimmumfang und suchen nach Möglichkeiten, wie Dominika, aber auch das (gehörlose) Publikum, den Gesang auch emotional und spürbar wahrnehmen könnte.
Zur gleichen Zeit erarbeitet Athina gemeinsam mit Felicia und Dani Dominikas erdachten Monolog ihres Schmerzes. Sie schreibt einen Liebesbrief an den Schmerz, den sie sich selbst über das Schwefeln zuführt. Interessant ist, dass sie dabei drei Sprachebenen gleichzeitig benutzt: Schriftsprache, gesprochene Sprache und Gebärdensprache, ohne dabei das Publikum konkret anzusprechen. Diesen Brief überträgt sie danach in eine rein körpersprachliche Szene, wobei sie mit Körper und Material experimentiert. Danach verbindet sie den Liebesbrief an den Schmerz mit ihrem ebenso präsenten Gefühl des Hasses und überträgt dies in ihr Zimmer, in dem seit heute Mittag die Klangwand hängt. Athina bzw. Dominika nutzt die Wand als Trommelfläche sowie als Dialogpartner auf rein körperlicher Ebene. Wir entdecken, dass Dominika bereits ein umfängliches Repertoire an Sprachen hat, das für alle voll umfänglich verständlich ist. Uns interessiert nun: wie schaffen wir es für Jadzia ein ebenso umfangreiches Repertoire zu finden, ohne in den Zwang der Übersetzung zu geraten.
Tagesresümee (welches wir 2 Tage sträflich vernachlässigt haben): Wir sind Forscher, keine Ästheten!
Logbuchergänzungen Felicia:
Wie jeden Tag, gab es auch heute für mich viel neues und viele Erkenntnisse in der Forschung. Nachdem Athina und Sarah die letzten Tage jeweils zu von außen Vorgegebenen Momenten improvisierten, haben sie heute erstmals die Aufgabe gehabt, eine vorher zwischen ihnen verabredete Spielsequenz zu zeigen. Ihre Aufgabe war es, dass die eine Spielerin die andere „übersetzt“. Dabei konnten sie aus den bisher erarbeiteten Sprachen (Musik/Rhythmus, Spiel, Schrift, Lautsprache und Gebärdensprache) schöpfen und kombinieren, wie sie wollten.
Sie haben sich für eine Umsetzung entschieden, in der Sarah außerhalb ihrer Figur Zettel mit einzelnen Sätzen und Worten im Bühnenbild „platzierte“. Athina hat sich als Dominika auf Spurensuche begeben und die geschriebenen Inhalte spielerisch dargestellt.
Manchmal fällt es mir schwer nicht ins „Inszenieren“ zu kommen. Dann muss ich mich bremsen nicht an Ergebnissen einzelner Improvisationen szenisch weiter zu arbeiten. Ebenso fällt es mir manchmal schwer nicht schon ein klares Ergebnisziel beim Stellen einzelner Aufgaben vor Augen zu haben oder erreichen zu wollen. Darum genieße ich es als blanke Zuschauerin und Beobachterin in einem Raum zu kommen, wo die Spielerinnen etwas mir unbekanntes vorbereitet haben.
Das Sammeln der Möglichkeiten von „Übersetzungen“ zwischen den Spielerinnen bzw. Figuren war im ursprünglich gemachten Arbeitsplan vorgesehen. Ich frage mich, ob Übersetzungen nötig sind, da die Figuren so stark für sich „Sprechen“.
Bei allen wird der Wunsch groß den riesigen Pool an Material, Spiel- und Sprachformen auf das zu filtern, womit wir gezielt weiterarbeiten wollen. Wir kennen die Figuren nun selbst ganz gut, wie können wir sie außenstehenden sichtbar machen, egal welchen Hörstatus die Zuschauer:innen haben?
05. August 2021
Wir starten heute in getrennten Gruppen: es gibt ein kleines Warm Up, dem nur Sarah, Jan und Dani beiwohnen und in dem sie vor allem Gesangs-/Stimm-/Rhythmusübungen sowie Körper- und Dynamikaktivierungen machen.
Felicia und Athina begeben sich in der Zeit auf die Suche nach Athinas Stimme. Sie beschreibt ihr Erfolgserlebnis mit dem Wort „Hallo“, wobei sie das erste Mal ihr eigenes Echo wahrnimmt. Sie konzentrieren sich vor allem darauf, Athinas Stimmstrom stärker aus dem Bauch herauszuholen und ziehen das Fazit, dass Sprecherziehung für Gehörlose möglicherweise einfacher sein kann, weil sie sich viel mehr auf das Gespür als auf das Gehör konzentrieren können, um den eigenen Stimmstrom zu finden.
Danach suchen Felicia und Dani gemeinsam mit Sarah nach monologischem Szenenmaterial für Jadzia. Wir beschließen uns auf Jadzias Abschied von ihrer Wohnung zu konzentrieren. Dabei entwickelt Sarah ihre ganz eigene Bühnensprache: sie arbeitet mal ganz ohne Sprache, mal mit Sprache, mal mit Gesang und schreibt dann einen Brief an ihre Wohnung, den sie multilingual verkörpert (Schreiben mit Kreide, Körpersprache, gesprochene Sprache, geklopfte Sprache).
Beim Austausch über diese Szene beschreibt Athina, dass dieser multilinguale Ausdruck wie ein gemaltes Bild ist, dessen Schichten nach und nach zueinander kommen und schlägt vor, die jeweiligen Sprache verschiedenen menschlichen Seinsbereichen zuzuordnen. Wir wollen das nächste Woche ausprobieren, auch wenn wir bereits denken, dass es nicht zielführend sein könnte, die Sprachen bestimmten Funktionen zuzuordnen, da dies zu sehr eingrenzt und ausschließt.
Athina und Jan arbeiten in der Zeit im Musikraum. Athina ist neugierig, was sie noch an Tönen wahrnimmt, wenn Jan die Gitarre spielt. Nach einem Kopfhörertest mit Athina mittels EQ im Computer wird klar, dass sie im Bassbereich dynamisch sehr differenziert hört, dann abnehmend noch den Mittenbereich, aber immerhin noch bis 1kHz! Jan möchte das von musikalischer Seite noch genauer erforschen, um Athina den maximal möglichen Musikraum erleben zu lassen. Sie beschreibt, dass sie einfache Melodien und Töne wahrnehmen kann, wenn sie nah am Instrument ist. Jan spielt ihr Kinderlieder vor und sie singt die Melodien nach. Sie ist neugierig auf die Gitarre als Instrument und erfährt viel von Jan darüber. Zudem erarbeiten sie einen neuen Satz am Schlagzeug für Dominika: was Dominika träumen könnte, setzen sie um in einen Rhythmus. Zusätzlich dirigiert Jan und Athina trommelt das Gesehene. Mit Technik-Ralf (s.u.) wird überlegt, welche Rauminstallationen wir noch unaufwendig bauen könnten, um Tiefbass zu erzeugen und zu verstärken. Nächste Woche wollen wir auch die große Verstärkeranlage des Saales nutzen, um daran herumzuprobieren.
Nach der Pause zeigt Athina ihre Monolog-Szene (Schwefeln und Wutbrief an Schmerz) von gestern, die Sarah noch nicht gesehen hat.
Wir beschließen im gemeinsamen anschließenden Gespräch, dass das die Szenen sind, an denen wir konkreter weiterarbeiten möchten. Wir wollen uns nun expliziter mit den Monologen unserer beiden Figuren beschäftigen sowie einem Konfrontationsdialog und eine Choreographie mit der Nabelschnur (rotes Gummiband) erarbeiten, denn beide Figuren erscheinen uns wie zwei Planeten, die umeinander kreisen und ab und an miteinander kollidieren.
Abschließend treffen wir uns mit Würfel-Ralph (seine Namensgebärde, da es ja auch noch den Technik-Ralf gibt) und bekommen sehr gutes Feedback, was vor allem die Struktur unseres Logbuchs angeht. Um das Logbuch auch für Außenstehende verständlicher zu machen und uns in unseren Fragestellungen konkreter zu fassen, beschließen wir, dass alle am Ende des Tages einige Zeilen zusammenfassend zu den einzelnen Tagen schreiben, die wir dann zusammenführen.
Tagesresümee: Es gibt Sprache im Raum und es gibt Sprache in Zeit.
Logbuchergänzung Felicia:
Heute sortiert sich wie von selbst über das Machen, das Material an dem wir konkret weiter forschen möchten.
Athina reproduziert erstmals in der Forschung eine Improvisation vom Vortag. Während Athina das Thema Schmerz in vier Einzel-Szenen in den unterschiedlichen Sprachen erarbeitet hat, hat Sarah die Spielweisen in ihrer Szene des Abschieds ihrer Wohnung auf dem Sandberg miteinander verzahnt.
Dadurch werden einzelne Codes dekodiert, wie beispielsweise der Rhythmus als Sprache.
Nun gilt es herauszufinden, wann welche Sprache die richtige ist, um eine zu abstrakte, stark performative Spielweise zu vermeiden, die Gefahr läuft durch Überfrachtung der Mittel nichts mehr über die Situation oder die Figur preiszugeben. Wie kann das funktionieren?
Das ist meine große Frage für die nächsten zwei Wochen.
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