Man nimmt folgende Fragen und Praxen und wirft sie auf die Bühne. Die Fragen müssen abgedunkelt gären, aber lasst einen Spalt offen, denn die Gärung kann nur mit Sauerstoff ihre Wirkung entfalten. Wartet eine Woche und seht vorsichtig nach, ob ihr schon kleine Blasen erkennen könnt.

Frage 1: Können wir unseren eigenen Weg zwischen Verteufelung und Romantisierung der Bakterien finden? 

  • Wir haben gelernt, dass es keine guten und schlechten Bakterien gibt, nur falsche Orte. Z.B. E.Coli in der Vagina
  • Wir haben drei Vorlesungen auf dem Youtube Kanal The Royale Institution angesehen. Die Titel lauten
  1. Bacteria and Antibiotics: The Revenge of the Microbes
  2. The Microbes Within us
  3. Why Dirt and Microbes could be good for us
  • Wir haben unsere Schleimhäute gefeiert

Frage 2: Wie nähern wir uns den Bakterien auf wissenschaftlicher oder/und intuitiver Ebene? Und wie können wir das auf szenische Herangehensweisen übertragen? 

  • Wir haben recherchiert, wer in Marburg mit Bakterien arbeitet und Termine für Interviews mit einer Käserei und einem Mikrobiologen, der zum Typ III Sekretionssystem von Bakterien forscht, ausgemacht
  • Wir haben in ausgedehnten Körper-Impros versucht, unsere Bakterien-Orte, -Frequenzen und -Landschaften zu erspüren.
  • Danach haben wir Briefe an unsere Bakterien geschrieben. Darin ploppen viele weitere Forschungsfragen auf.*
  • Wir haben überlegt, unseren Stuhl für eine Stuhlanalyse einzuschicken und haben uns aus Kostengründen dagegen entschieden.
  • Wir haben die Brownsche Molekularbewegung getanzt
  • Wir haben gemeinsam und einzeln gelesen. Darunter diverse Wikipedia- und Biobuch-Einträge, Textstellen aus “Winzige Gefährten” von Ed Yong, “Winzig, zäh und zahlreich: ein Bakterienatlas” von Ludger Weß, “Das Manifest der Gefährten” von Donna Haraway.
  • Wir haben einen Love-Song an Bakterien geschrieben und versucht Beats zu bauen.
  • Wir haben das Kontaktmikrofon an unsere Bäuche gehalten und den Verdauungsgeräuschen gelauscht.
  • Wir haben uns ein Ordnungssystem für die Zeit hier angelegt. Einen Kalender mit Tagesplanung, einer wachsenden Sammlung von Forschungsfragen, eine Übersicht mit Methoden.

 

Frage 3: Können/Wollen wir unser Mikrobiom während der 4 Wochen Residenz optimieren? 

  • Wir haben nach fermentierten Lebensmitteln gesucht, sie gefunden und verspeist. Zum Beispiel Kimchi in einem koreanischen Lokal in Marburg, Kombucha aus Jules WG, türkisches und arabisches eingelegtes Gemüse vom City Handel Supermarkt, Pu-Erh- und Roibos-Tee vom Tee Gschwender.
  • Wir haben die probiotischen Versprechen auf der Seite www.sunday.de gelesen und uns das Produkt Flora Essentials mit 23 Bakterienkulturen zum Selbsttest gekauft.
  • Wir haben uns von Dagmar Geßler auf ihrem Youtube-Kanal “Die Mikrobiom-Praxis” dazu beraten lassen, wie man Haferflocken so zubereitet, dass sie gut fürs Mikrobiom sind.

 

Frage 4: Wie verbinden wir uns und unsere Forschung mit dem konkreten Ort und den Menschen, die hier arbeiten und leben? 

  • Wir haben Dates ausgemacht.
  • Wir haben uns gegenseitig besser kennengelernt.
  • Wir haben die Geschichten der Räume und die Hausbewohner*innen hier kennengelernt. Zum Beispiel die Geschichte des kontaminierten Bodens und dessen Aushub neben dem Theater.
  • Wir haben uns in den Straßen zurechtgefunden.
  • Wir haben Geburtstag gefeiert.

Am Ende don’t forget: Bauch streicheln

We’re still digesting…

 

*Wo fange ich an, wo höre ich auf?
Hey ihr, wart ihr pissed, als ich gestern geraucht habe? Nee, oder? Hats euch gefallen?
Wo auf mir ist es wie laut?
Passt ihr auf mich auf? Oder passe ich auf euch auf? Kann ich euch vernachlässigen?
Wie viel (unbezahlte) Arbeit leistet ihr in welchem Berufsfeld?
An welchen Prozessen seid ihr eigentlich nicht beteiligt?
Wie viel Hygiene tut uns gut?
Seid ihr immer wach? Seid ihr immer gleich wach? 
Seid ihr zufrieden mit mir als Haus? Ich wohne sehr gern mit euch.
Wie sieht es denn derzeit aus in meinem Körper? Wurde mein Mikrobiom durch die Erkältung sehr geschwächt? Kann ich euch etwas Gutes tun?
Wie reagiert ihr auf Berührung? Gefällt es euch, wenn ich mich bewege oder eher nicht? 
Was ist geiler: Talg oder Schweiß?
Sollen wir draußen bleiben oder ist es schöner, wenn wir da sind?
wollt ihr was?
Wie ist es, keinen Kern zu haben?
Seid ihr mein Bauchgefühl?
Seid ihr mein Rhythmus?