Einstieg/ Überblick
Als Einstieg in die neue Woche machen wir eine Assoziationsrunde zu den Überbegriffen des Projektes: Lecture, Festival, Performance. Dies hilft uns, uns zu verorten und in Vergessenheit geratene Schwerpunkt neu zu sortieren bzw. erneut anzuschauen. Was ist uns hiervon wichtig, wo wollen wir weiter investieren?
Aus dem selben Grund wird die Stichwort-Cluster-Wand neu sortiert.
Es werden gedankliche Reihen und Gruppierungen gebildet, von denen aus man nun weiterdenken und konkretisieren kann.
Außerdem besorgen wir Kassettenrekorder und alte Kassetten. Ein besonderes Schnäppchen ist dabei eine alte Breakdance-Kassette. Gunnar findet eine historische Tapete, die für das Nutella-Baumhaus dienen könnte. Ansonsten kaufen wir ein paar Probenkostüme, um während der Improvisation ein Gefühl dafür zu bekommen wer wir sind und wo wir hin wollen. Insgesamt geht es diese Woche viel um uns als Perfomer. Unsere Haltung und das Präsenations-Format des Interview-Materials. Wir versuchen eine Improvisation zu rekonstruieren und die besten Momente festzuhalten.
Wir fahren zum Impulse-Festival und sammeln weiter Interview-Material. Es ist ein Riesenunterschied, ob man auf einem Festival ein Gespräch führt oder im FWT!
Eine weitere Improvisationsrunde führt zunächst zur Krise und zwingt uns dann dazu bei unseren Ergebnissen noch genauer zu werden. Das ist gut!
Kostüm:
Es gibt Überlegungen zu Uniformierungen, Overalls oder Jumpsuits. Der Retro-Look, ein Mix aus verschiedenen Jahrzehnten ist ebenfalls eine Option. Hitparaden-Mischung. Um das Jahr 1966/67 kamen in der Mode zum ersten mal Retro-Elemente auf. Zuvor lief alles auf Innovation
und Fortschritt hinaus. Mode sollte immer neu sein. Die Designs von Pierre Cardin orientierten sich an Zukunftsfantasien und Science Fiction. Doch plötzlich begann man in der Mode und auch in anderen Gebieten, wie z.B. in der Musik rückwärts zu blicken. Der Swing der 30er beeinflusste neue Strömungen in der Musik, Hippies trugen Second Hand Kleidung als Life-Style-Statement. Was vorher ein Zeichen der Armut war, war nun hip. Sich auf diesen Zeitpunkt modisch (durch retro-futuristische Kleidung mit einem Hauch von Zeitgeist) zu beziehen würde durchaus Sinn machen und das Thema Nostalgie, Rückwärtsspulen und an vergangene Zeiten erinnern, sichtbar machen. Zum Einen blicken wir modisch nach hinten, auf die 60er Jahre, zum anderen geht der Blick gleichzeitig nach vorne und thematisiert den „forward“-mode, also das machen von zukünftigen Erinnerungen. Außerdem wurde 1963 die Kassette erfunden. Der Kassette als Metapher ist die Nostalgie und das Rückwärtsgewandte immanent. Man denkt automatisch an eine vergangene Ära zurück.
-> Wir sind Archivare und Erinnerungsproduzenten.
RETRO-FUTURISTISCHE Choreographie:
Wir entwickeln eine Choreographie im Stil der Tänze bei Raumpatrouille Orion. Sie könnte Teil unserer Revue sein.
Wiederholung und Remix einer Impro:
Die Improvisation von Montag wird in Teilen rekonstruiert, um das Beste festzuhalten und es Felizitas zu zeigen.
Gunnar schreibt:
„Improaufbau. Der zieht sich. Egal. Lohnt sich. Buzzer. Musik. Loopstation. Fotos. Kostüme. Licht? Egal. Nein, nicht egal in meinen Augen. Einen Fokus setzen können. Das bleibt aus. Ist doch doof. Viel passiert parallel. Rückblickend ein Problem vielleicht. Wieso sprechen wir eigentlich so viel über Probleme und Schwierigkeiten? Wir probieren.
Probieren aus. Wenn das immer gut wäre, müssten wir nicht probieren. Von daher: freudig weiter probieren.
Das Liebevolle von Montag gefiel mir. Die liebevolle Erinnerung. Unsere Aggressivität von gestern nicht. Oder sagen wir: unsere Aggressivität gefällt mir auch, aber wenn wir sie punktuell einsetzen, überrascht sie und überfordert nicht mehr. Oder? Eine liebevolle Erinnerung. Eine verliebte Erinnerung. ich bin verliebt in das Theater.
Immer wieder. Deshalb tut es mir weh, wenn sich einer nicht mit Liebe dem Theater widmet. Mit Liebe verbinde ich zuhause sein, im Moment sein. Mit verliebt sein verbinde ich Sex. Auch aggressiven, hemmungslosen Sex. Wann also sind wir verliebt und wann lieben wir?“
Stationen „Revue- Lecture-Improvisation“:
Talkrunde (2 Stühle) + Buzzer
Pinnwand
Tisch / Höhle (mit Zetteln, Edding, Fotos)
Buzzer „Hitparade“
Kostümhaufen
Bücher- / Lecture-Ecke
Sichtung des Probenvideos vom 8.6. „Revue-Lecture Party“
Gemeinsam mit Felizitas haben wir nach der Impro am Vormittag noch einmal gemeinsam das Video angeschaut, welches wir während der Impro am Montagabend aufgezeichnet hatten, da einige Szenenideen dieser Impro entsprangen.
Beobachtungen:
Wir nehmen uns mehr Zeit für die einzelnen Szenen, reizen sie aus.
fast durchgehend „supporten“ wir die anderen Spieler, in dem die Szene ergänzt, mitgespielt oder untermalt wird
in Bezug auf die Erinnerung herrscht eine viel „liebevollere“ Stimmung, eine positive
Stimmung
etwas gar nicht oder nur dezent bewertet, dann aber aus einer klar ersichtlichen persönlichen Haltung heraus
die Spielregeln der Fragerunden waren eindeutiger
-> das hilft uns klarer herauszukristallisieren was genau funktioniert und was nicht.
Felizitas stellte die Frage nach der Form von Erinnerung und unterschied in etwa so:
1. „Atmosphäre wiederherstellen“
2. „Durch Text Erinnerung in den Köpfen aufflackern lassen“
Weiterhin wurde über die abschließende Performance gesprochen: inwieweit ist diese improvisiert oder geprobt? Wieviel Probe ist notwendig? Wieviel Zeit ist dafür notwendig angesichts der begrenzten Zeit auf einem Festival?
Auf geht‘s zu den Impulsen
Wir sehen im Bus „Our Position Vanishes“ von Phil Collins, „Die Aufführung“ von Herbordt und Mohren, „Ibens:Gespenster“ von Markus&Markus und das Festivalzentrum von Raumlabor Berlin.
Publikumskontakt Festival
Norman hat Befragungen mit dem Publikum durchgeführt und auf Kassette aufgezeichnet. Die Anderen haben ebenfalls Gespräche geführt und beoabschtet.
Erkenntnisse:
Gespräch oder Interview?
Zielgerichtetes Fragen oder treiben lassen?
O-töne gut, aber wie baue ich sie dann auf der Bühne ein?
Applaus aufzunehmen ist gut.
Sound Souveniers sind elementar.
die Stücke zu sehen hilft beim Gespräch. Man steigt tiefer in die Materie ein, weil man eine gemeinsame Basis hat.
Menschen erfahren Theater sinnlich, danach entsteht das Ringen, das Erlebte in Worte zu fassen – Gefühle sind unmittelbar in den Äußerungen über das Gesehene enthalten.
manche Zuschauer sagen „Das kann ich erst morgen sagen!“ Weil sich die Gedanken erst setzen müssen, deshalb wäre es für uns umso wichtiger während der gesamten Dauer des Festivals präsent zu sein und immer wieder Möglichkeiten für den Austausch zu schaffen. Also nicht nur direkt nach den Aufführungen Zuschauer zu befragen, sondern den gesamten Tag über und als eigene Attraktion immer ein offenes Ohr zuhaben. Im Festival-Zentrum integriert sein.
Wie wäre es ein und dieselbe Person zur selben Inszenierung zu unterschiedlichen Zeiten zu befragen.
Es steigt das Bedürfnis nach der Aufführung mit den Künstlern auf der Party zu reden. Wofür braucht man eine Abschlußparty? Abhotten und Abschalten. Quatschen.
Was können wir aus dem Erinnerungsmaterial der Zuschauer machen? Welche Methoden haben wir? Was brauchen wir? Welche Fragen an die Zuschauer ergeben sich?
Festival-Hörspiel
Ein gemeinsames Anhören der Kassette die Norman bei Impulse aufgenommen hat führt zu weiteren Ideen für Inhalte. Die Kassette wirkt fast wie ein Hörspiel. Wir kategorisieren die unterschiedlichen Qualitäten der Geräusche und Tonaufnahmen. Außerdem sammeln wir Übungen, die wir noch unbedingt ausprobieren wollen (Stapel). Auflistung einiger Methoden, die wir bereits anwenden könnten, um Zuschauer-Kommentare zu bestimmten Aufführungen in Szene zu setzen.
Geräusche
Sound-Referenz von Aufführungen (ohne Bild). Es entstehen Bilder im Kopf. Kann
auch durch Beschreibung eines Zuschauers entstehen.
nicht zuordbare Geräusche.
Geräusche von Dingen, die benannt werden.
Hintergrund-Geräusche. Atmosphäre.
Applaus
Beschreibungen. Interview.
Methoden
Inszenierungsstrategie kopieren. Prägnantes Inszenierungs-Prinzip der Original-Aufführung anwenden (Chor, Upstaging, Repräsentation). Form kopieren und mit anderem Inhalt füllen.
Schauspielstrategie hinterfragen (Einfühlung, Anwaltschaft übernehmen).
Form abwandeln und eigene Inhalte einfügen.
Zitate aufgreifen.
Auswertung Impulse Allgemein:
Zentrale Frage: Für wen nehme ich das Mixtape auf?
Überdenken unserer Ziele und Vorgehensweise. Klären von Grundsätzlichem. Es kommt die Frage auf, für wen wir das Mixtape machen. Gunnar schlägt vor, es an die zukünftige Generation, an unsere Kinder zu richten. Um unseren Kindern einen Eindruck davon zu vermitteln wie und warum wir heute Theater machen. Der Archiv-Gedanke mit einem bestimmten Adressaten. Anstatt von innen heraus einfach zu dokumentieren soll jedoch das
Rezipieren der zeitgenössischen Formen im Vordergrund stehen. Wie haben die Menschen damals bzw. heute Theater gesehen? Gibt es Theater so in 30 Jahren noch? Das Medium Kassette weißt dabei bereits auf die Vergangenheit hin und ist gleichzeitig langlebiger als digitale Medien. Stichwort: Retro-Futuristisch.
Auch aus unserem Abend wird wieder eine Erinnerung erwachsen. Wie gehen wir damit um? Was machen wir da draus?
Ideen:
Wir könnten eine Anleitung zum Re-Enactment einer Erinnerung an ein Theaterfestival
Aufnehmen. Frage der Dokumentierbarkeit von performativen bzw. Live-Handlungen wird damit aufgegriffen.
Mixtape für das Publikum selbst, um ihnen ein Mastertape des Festivals mitgeben zu können.
„Lecture“-Improvisation mit ‚Impulse-Material’
In diesem Zirkeltraining sollten neue und szenische Formen für Lecture- bzw. wissenschaftliche Inhalte gefunden werden.
Aufbau:
Live-Video-Kamera + Röhrenfernseher
Tisch, Papier, Stifte
Leiter, überdimensioniert ausgefahrener Mikroständer, Mikro, Loop-Station
2 Kassetten-Abspielgeräte + Kopfhörer (1 nur zum Hören (Aufnahmen vom Impulse-Festivalbesuch), 1 nur zum Sprechen)
reichliche Textschnipsel zu den Themen: Applaus, idealer Zuschauer, Erinnerung
zu jedem Thema jeweils 5 farbig ausgedruckte assoziative Bilder
für die Performer standen 5 Schilder als konstante Aufforderungen vor ihrem Zirkeltrainingsfeld und es wurden weitere Aufgaben (immer 2) spontan angebracht.
Fazit:
Wir brauchen sehr lange bis wir in der Impro ins spielen kommen, danach aber ergeben sich noch ein paar brauchbare Momente.
Erkenntnisse:
wir müssen uns mehr zum Publikum hin öffnen und es einbinden
wir brauchen mehr Spiel miteinander -> Verweben von Szenen- und Interviewmaterial.
mehr konkretere Arbeit mit tatsächlichem Interviewmaterial.
Frage, die sich aus Impro ergeben hat:
Wie gehe ich mit Negativ-Wertungen oder grenzwertigen Äußerungen seitens des Publikums über eine Produktion auf dem Festival um?
Möglichkeiten:
zeitliche Trennung von Zitat und Stückreferenzen
zitieren einzelner der Äußerungen zu Grunde liegender Elemente und diese durchdeklinieren, ohne, dass sie als reine Zitate stehen bleiben, sondern man dem Charakter des Gesehenen auf den Grund geht – z.b. schauspieltechnische Tipps und Tricks
sich einer Eigenheit eines /r Performerin ausprobieren, also keine Kopie zu erstellen, sondern dem Symptom (Geste, Haltung, etc.) auf den Grund gehen
herauskristallisieren und anwenden von Darstellungs- und Inszenierungsstrategien als Hinweiszeichen auf entsprechende Produktionen
herauskristallisieren und anwenden von Erzählstrategien
Desweiteren beginnen wir erste funktionierende Ideen in einer ‚Methodensammlung’ festzuhalten und Ideen, die wir dringend noch ausprobieren möchten auf einem ‚Stapel’ zu sammeln.
flausen+headquarters
Alexanderstraße 124
26121 Oldenburg
flausen+gGmbH
Klävemannstraße 16
26122 Oldenburg
Das überregionale Netzwerk flausen+ wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien über das Programm “Verbindungen fördern” des Bundesverbands Freie Darstellende Künste e.V.
Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.
Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.