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#29 Und wir flogen tausen Jahre
Woche  01.
(18. – 25.07.2017)

Frauke Rubarth, Susanne Tod, Eyk Kauly, Thomas Nestler

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Ankommen und Einrichten des Raumes

  • Einrichtung der Bühne mit dem Bühnentechniker: Mobiler Beamer mit Leinwand, Beleuchtung und Ton
  • Im beginnenden Forschungsprozess richten wir zunächst in drei Orte ein: Forschungsspielraum, Gedanken-Ideen-Raum und „Zwischenraum“. Im Gedanken-Ideenraum werden Gedanken und Ideen sortiert und visualisiert und so Prozesse aus dem Spielraum aber auch den Köpfen dokumentiert.
  • Wir entdecken den Raum für uns: Warm Up und freie Improvisationen im Raum – jeder für sich, in der Begegnung und in der Gruppe – Beschaffenheit, Formen, Geräusche und Klänge.
  • Thema in der Gruppe: Kommunikation miteinander – Frauke und Thomas haben bereits im Vorfeld damit begonnen, das Fingeralphabet und erste Gebärden zu lernen.
  • Am 2. Tag: Eröffnungsgespräch mit Gebärdensprachdolmetscherin für Eyk. Die Kommunikationssituation ist für einige in der Gesprächsrunde ungewohnter als für andere; sehr schönes und ermutigendes Gespräch zur Residenz und den Forschungszielen.

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Praktische Forschung  und Fragestellungen

  • Kommunikation: wann sprechen wir? Wann gebärden wir? Wie können wir noch kommunizieren? Wie sieht die Kommunikation im Team aus (auch im Alltag)? Was braucht jeder einzelne?
  • Planeten-Lotterie – ein Glücksspiel: erfundene Planeten werden aus einem Hut gezogen und in Improvisationen dargestellt. Wir entdecken erste visuelle Umsetzungen von Lauten / Geräuschen (z.B. Schrei = Papier aus dem Mund)
  • Einführung der Kommunikationszeit ohne gesprochener Sprache. Es gibt an jedem Tag eine Zeit, in der wir ohne gesprochene Sprache kommunizieren.
  • Arbeit mit Techniken des Wiederholens und Kopierens von Handlungen, Zeichnungen von Gesehenem auf einer Flipchart erweitern das Experimentieren.
  • In den ersten beiden Tagen liegt der Schwerpunkt inhaltlich auf dem Experimentieren mit unterschiedlichen Vorstellungen von Planeten: wie findet dort Kommunikation statt? Haben die Planeten selbst eine gewisse Qualität oder die Bewohner auf ihm? Sind wir Bewohner oder Besucher eines Planeten? Mit unterschiedlichen Dichten und Qualitäten der Planeten spielen, aber wie? – Schwerelosigkeit, Schwerkraft, Dichte und Widerstand (Gas, Wasser, Sand…); Was ist ein Freund? Was ist ein Feind? Woran erkenne ich das?
  • Exemplarisch hier eine unserer Aufgabenstellungen: Aus der Frage: „Was versteht wer, wenn Eyk erzählt?“ kommen wir zu: Eyk erfindet sein Weltall:

Es gibt Planeten in einer Galaxie, sie haben unterschiedliche Farben und Eigenschaften. Außerdem gibt es Sterne.

Susanne kichert an Stellen, an denen Frauke nicht kichert. Sie versteht die Erzählung.
Frauke freut sich, weil sie auch schon einiges versteht: Vor allem in der Erzählweise „Für Kinder“ – Sie erkennt unterschiedliche Erzählstile.

  • Der Gebärdenvortrag
  • Für Kinder (bildhafter)
  • Das Visual Vernacular (VV = „Eyk wird die einzelnen Planeten“)

Der Blumenplanet bleibt ihr dabei besonders im Gedächtnis. Die Blume wird für Frauke das Sinnbild für unterschiedliches Verstehen. Sie fragt sich: Wann wer und wie in die Lage versetzt wird, das Bild/das Wort BLUME zu verstehen.

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  • Eins unserer Videos, in dem Eyk seine Galaxie in Deutscher Gebärdensprache (DGS), Raummalereien und Visual Vernacular erzählt, schicken wir an Fraukes Sohn (5 Jahre alt) und einen Freund (erwachsen) mit der Bitte, spontan beim Sehen des Videos zu sagen, was sie sehen oder meinen, von dem Erzählten zu verstehen. Die Ergebnisse sind sehr aufschlussreich für uns, da sie uns erahnen lassen, welche Faktoren dazu führen, dass Bilder / Verstehen im Kopf entstehen oder nicht.

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  • In den weiteren Tagen konzentrieren wir uns auf das Erforschen verschiedener Erzählformen. Idee: 1. Erzählen in Ein-Wort-Sätzen / -Gebärden In DGS / gesprochener Sprache, 3. DGS / gesprochene Sprache + in die Luft zeichnen, 4. VV = Gegenstand sein, 5. Für 4-5jährige Kinder erzählen.
  • Wir lesen gemeinsam „Und wir flogen tausend Jahre“: Welche Motive und Themen ziehen sich durch das Buch? Z.B. Fliegen, haptische Qualitäten wie Temperaturen, Geschwindigkeiten, durch etwas, um etwas herum, usw. Wie kann die literarisch schöne Sprache in Gebärdensprache übertragen werden? Was ist sind die bildhaften Besonderheiten der geschriebenen Sprache?
  • Wie können Eyk und Thomas parallel Inhalte erzählen? Im Ausprobieren verschiedener Herangehensweisen zeigt sich: gesprochener Text (Thomas) und VV (Eyk) oder Pantomime/Gestik/Gebärden + gesprochener Text (Thomas) und VV (Eyk) eröffnen neue Spielmöglichkeiten. Es muss nicht immer synchron sein, im Gegenteil: manchmal erzeugt die zeitliche Versetztheit wiederum neue Spielmöglichkeiten und erweitern das Bild.

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Ideen / Erkenntnisse / Gedanken

  • „Eyk, würde Dir jemand Ohren = das Hören schenken, würdest Du es annehmen?“ Eyk: „ich würde sie vielleicht annehmen, um bestimmte Dinge auszuprobieren, und dann aber wieder zurückgeben. Ich bin gehörlos und das ist gut so, wie es ist.“ à „Alles ist, wie es ist“
  • und BB haben sich Eyk’s Video „mein Universum“ angesehen: sehr anstrengend für beide, BB assoziiert freier als K. Der Inhalt ist so nicht zu verstehen, aber bildhafte Gebärden wecken Assoziationen.
  • Eine poetische Gebärdenform ist per se für Hörende erstmal schwerer zu verstehen als ein „gebärdeter Vortrag“. Brauchen wir deshalb eine Verbindung von VV mit DGS? Welche Elemente können außerdem dazu kommen? Zeichnungen? Schlüsselwörter?
  • „Trigger-Worte“: Welche Worte kann man für ein inklusives Publikum nicht weglassen? Auf „beiden Seiten?“
  • „Mir fehlen die Worte“ bekommt eine ganz neue Bedeutung.
  • Einsatz von Musik: wirkt bildverstärkend oder wie ein Gegenspieler. Beispiel „Happy“ zur Impro „langsamer als langsam“.
  • Wir sind miteinander stark gefordert, uns auf für uns (scheinbar) „verkehrte Welten“ und damit verbundene Seh-, Denk- und Wahrnehmungsgewohnheiten einzulassen.

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Literatur / Material / Bühnenausstattung

  • Hand in Hand die Welt begreifen: Ein Bilderwörterbuch der Gebärdensprache.
  • Auer, Martin: Und wir flogen tausend Jahre
  • Unsere Kamera ist von Beginn an wichtiges Arbeitsinstrument zur Dokumentation und Auswertung der Ergebnisse
  • Ballonstoff, Papier und eine Leiter bilden sich im Laufe der Woche als die Materialien und Ausstattungsteile heraus, mit denen am meisten experimentiert wird. Ansonsten arbeiten wir viel im leeren Spielraum