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Woche  03.
Bodies We Fail
Logbuch

Montag 21.August

Im Zuge der Reflexion unserer bisherigen Recherche kristallisierten sich vor allem zwei wesentliche Aspekte des Monströsen heraus: Der Aspekt der Visualität sowie der Aspekt der Oralität.

Am heutigen Tag widmeten wir uns vor allem Zweiterem. Zunächst wärmten wir unsere Stimme auf und entschieden uns hierzu für die Praxis des Authentic Voicing, welche zugleich bereits einiges für uns fruchtbares Material zutage treten ließ.

Sodann entschieden wir uns für eine Erweiterung und Vertiefung unserer “Monster practice”, welche wir kurzerhand als “Practice the oral monster” bezeichneten. Der Mund stand dabei ganz im Zentrum unserer Erkundung – Prozesse wie Schlucken, Spucken, Verstimmlichen, Grunzen, aber auch die Erkundung unterschiedlichster Gegenstände mit unseren Mündern.

Claire führte uns sodann in die Praxis von stimmlicher Improvisation über sich wiederholenden Soundloop ein – eine Praxis, welche durch ihr formales Prinzip der Wiederholung zugleich auf die formalen Qualitäten unserer “Monster practice” verweist.


Dienstag 22. August

Nach einem Gemeinsamen 5 Phasen warm up in dem wir unsere gewohnte warm up Praxis SHAKING FUCKING FAST SLOW mit neuen Elementen von CARE, MEDIATION und DANCE DIALOGUE verbinden, erforschen unsere PRACTICE OF THE MONSTER wieder neu unter dem Gesichtspunkt des narrativen. Wir erarbeiten eine Art der Narration, welche sich in der Kontinuität der bewegten Form, von inneren und äußeren Reizen gespeist, in jedem Moment neu offenbart. Wir arbeiten mit der individuellen Praxis dieser INSTANT NARRATION und setzten uns drei gemeinsam damit in die PRACTICE OF THE MONSTER. Individuelle Narration überlappen sich mit kollektiver Narration.

Wir erforschen die PRACTICE OF THE MONSTER auch im Bereich der EMBODIMENT OF OTHER SPECIES. Durch die Verkörperung verschiedener Tiere erforschen wir den Bereich der Zwischenwesen und treten einander in einer anderen Ordnung gegenüber.

Anschliessend führen wir ein langes und wichtiges Gespräch über Kollaboration, Verantwortung, Hierarchie und die Zukunft unserer Zusammenarbeit nach der Flausen Residenz.

Mittwoch 23. August

Gemeinsamer Besuch der Dokumenta.
In Bezug auf unserer Projekt interessieren uns  vor allem die Werke folgender Künstler:

1. Beau Dick   20 Masken aus der Serie „Undersea Kingdom” 2016-2017

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2. Khvay Samnang   Preah Kunlong (Der Weg des Geistes, 2017)   Film+ Masken

3 4

 

 3. Jani Christou :  Project 21       Komposition für 13 Stimmen

4. Naturkundemuseum reguläre Austellung

5

 

Donnerstag 24. August

Zusammen mit unserem Mentor Gustavo  reflektieren wir über die vielen komplexen Diskussionen, welche am Vortag während der Fahrt von Kassel nach Bielefeld über die Frage nach persönlicher Monstrosität und Virtuosität stattgefunden haben. Wir stellen die Frage ob die wirkliche Virtuosität eines gescheiterten Körpers darin besteht, das Monströse dieses Scheiterns nicht zu scheuen. In unserem warm up  erproben wir CRIP VOGUEING, eine Praxis in der die zeitliche Verlangsamung von Bewegung, die Idee von Joint articulation, opening and closing, hiding and showing, making love to the floor und  alignment – misalingment eine Rolle spielen. Wir verspüren das Bedürfnis diese Praxis weiter herunterzubrechen und individuell für- und voreinander zu praktizieren. Auch zeigen wir Gustavo, und somit zum ersten Mal einem Auge von Außen, die PRACTICE OF THE MONSTER. In der Reflektion mit ihm ergeben sich so weitere wichtige Clues, welche uns helfen unser Verständnis der Praxis zu vertiefen.

Freitag 25.August

Wir entschieden uns zunächst für ein etwas kompakteres Warm-Up. Wir begannen mit 15 Minuten Shaking und schloßen mit einer 20 Minuten Care-Session, in der wir gleichsam Hands On gegenseitig unsere unterschiedlichen Körper explorierten.

Auf der Grundlage unseres Austausches mit unserem Mentor hat sich für uns vor allem die Frage ergeben, in welche Richtung wir unsere schon mehrmals erwähnte “Monster practice” weiterführen können.

So entschieden wir uns dafür, die an sich kollektiv angelegte “Monster practice” zunächst individuell zu explorieren und dabei ein “Archiv verzerrter Monstericons” zu erarbeiten.

Kamen wir sodann erneut zu einer gemeinsamen “Monster practice” Session zusammen, so widmeten wir uns danach besonders dem Aspekt der Visualität in unserer Auseinandersetzung mit der Figur des Monsters, aber auch der Figur des Wunderbaren. Dabei erprobten wir unterschiedliche Weisen der Kostümierung und hielten diese auch in einer Fotosession fest, deren Ergebnisse der Erweiterung unseres schon von Beginn an angelegten Visual Diary dienen sollen.