logbuch#1

Auf dem Beitragsbild kannst du unseren Stuhlkreis sehen.
Pia hat das Foto gemacht und ist nicht zu sehen

Es war schwierig, einen Ort und eine Anordnung zu finden, die eine bequeme und klare Kommunikation für uns ermöglicht. Das war eine unserer ersten Herausforderungen.

– Die Arbeitsbeleuchtung im Raum war ungemütlich.
– das Sitzen im Freien war keine Option, da die Verkehrsgeräusche zu laut sind.
Wir entschieden uns, im Türrahmen zu sitzen.
-Die Mischung aus Dunkelheit und Licht macht es jedoch schwierig, alle zu positionieren.
Wenn jemand eine Silhouette ist, ist es schwer, ihn beim Unterschreiben zu sehen.

Wir werden weiter nach einem besseren Sitzkreis suchen…..

Auf diesem Bild können wir Brice sehen.
Das Foto ist von oben aufgenommen.
Brice trägt einen blauen Kapuzenpulli.
Wir können Brice’ Gesicht nicht sehen.

Brice ordnet Zettel auf dem Boden an.

Ein Zettel ist kreisförmig und hat eine Frage darauf: Was brauche ich, um gut zu arbeiten?
Um diesen Zettel herum liegen weitere Zettel mit unseren Antworten auf diese Frage.

 

Hier sind unsere Antworten:

1. Was will ich lernen?

Declan
• mehr über blinde Kultur
• Bildbeschreibungen
• Ableton Audio skills
• Motiontracking: Wie können die Geräte genutzt werden, um Bewertung auf der Bühne zu
tracken
• DGS üben / lernen
• Aesthetics of Access Vokabular erweitern

Pia
• Wie kann für taubblinde / taube / blinde Menschen Theater gemacht werden aus
Regieperspektive
• wie kann man mit Bildern auf der Bühne umgehen, ohne extra Beschreibungen hinzufügen
• wie kann DGS und Deutsch (blinde Person) gleichzeitig auf der Bühne einen Text sprechen.
Welche Absprachen können dann getroffen werden?
• Kann auf der Bühne taktil gebärdet werden?
• Wie kann ich feedback geben, dass ich in der Kommunikation mit einer blinden Person auf der
Bühne bin
• Was sine die Barrieren von Fia mit der tauben Community
• Wie kann eine taube Person die Kommunikation mit einer blinden Person aufnehmen/führen?

Fia:
• Wo gibt es DGS-Kurse für blinde und sehbehinderte Leute?
• Wieso heißt ihr Leute wie die, was ist eure Geschichte?
• Stücke von Leute wie die anschauen, mit AD von euch.
• Wann macht ISL sinn? Oder ist bei Gastspielen lokale Gebärdensprache besser? Ist ISL lernen
eine nur für bestimmte Menschen zugänglich?

Brice:
• Fias Stücke anschauen
• Multisensorisches Arbeiten
• Wie laufen künstlerische Arbeiten so ab?
• Wie ist die Situation von Dolmis im Raum? Was ändert sich an der Situation, wenn welche im
Raum sind?

2. Ideen

Brice:
• Visualisierung von Dolmetschprozessen: zwei Welten existieren gleichzeitig im Raum die
Dolmiperson hat beide Welten gleichzeitig im Blick. Wie könnte diese vernetzende Rolle
visualisiert werden? Was sind die Muster der Verbindungen in einer Gruppe von Menschen,
wenn eine Aussage irgendwo beginnt und zwischen den Welten hin und her wechselt
• Wie kann nonverbale Kommunikation durch Körperkontakt stattfinden?
• Übung: Paare finden sich mit einer Satz- und einer Bildkarte, die zusammenpassen. Die Paare
müssen sich finden und können nur pantomimisch darstellen, was ihr Satz bzw. das Bild ist. wie
könnte diese Übung für unsere Gruppe adaptiert werden?

Declan:
• Neue Spiele entwickeln: Eines das für alle funktioniert! Das bei der Präsentation zeigen
• Tierspiel: Evolutionsspie. Man beginnt als Huhn mit Geräusch und Bewegung. Wenn man dann
ein schnick Schnack Schnuck Battle gewinnt, wird man ein Level höher, ein Hund zum Beispiel.
Dann sucht man sich die nächste Person für das nächste Battle, die auch schon ein level höher
ist.
• Scharade als Bühnengeschehen für alle im Publikum zugänglich
• Motionsensor: übertragen von Bewegung in Licht/Ton durch Sensoren, die an Handgelenk,
Fußgelenk oder Stock oder welches auch immer sich bewegende Element befestigt sind
• Mit Vibration arbeiten: Berührung über die Distanz
• Mit Ton oder Origami arbeiten um Taktik Geschichten erzählen
• Erlebnispfad: Das Publikum bei der Präsentation erlebt einen Erlebnispfad, und dieser kann sich
je nach Bedarf anpassen
• Multisensorisch ein Meer schaffen: Tonaufnahmen machen, Sand und Muschel sammeln, tote
Möwen mitbringen
• Erlebnispfad unter der Tribüne mit einem Leitsystem als Schnur auf Hüfthöhe

Fia:
• Was passiert nach der Residenz? Bleiben wir in Verbindung, wie wann?
• Eine Produktion zusammen für Kinder ab 2
• Dramaturg*innen für einander sein in zukünftigen Produktionen

Pia:
• Forschung zu visuellen Eindrucken und deren Verbindung zu Geräuschen.
• Wie entstehen innere Bilder in blinden Menschen, die tube Menschen sehen.
• Übersetzung von Bildern in taktile Gebärden. Welche taktile Gebärden können genug
ausdrücken, um Bilder entstehen zu lassen.
• Thema Musik aus blinder und tauber und taubblinder Perspektive. Wie kann das Erlebnis von
Musik gleichwertig werden.

3. Was brauche ich um gut zu arbeiten?

Pia
• ich brauche einen Vortrag zu deaf performance ca 20 Minuten

Fia:
• zeit und pausen
• Spaziergänge zu zweit nach dem Mittagessen
• check ins
• Feedback annehmen und geben
• Körperkontakt in Assistenzmomenten nur nach Absprache

Declan
• einen klaren Arbeitsplatz für Technik
• Tagespläne und Strukturen
• Platz für Fehler
• klare doorpolitics (wir laden ein mit wem wir uns wohlfühlen)
• manchmal auch auf englisch ausdrücken können
• zeit für mich selbst (z. B. beim Mittagessen) gerne dann wieder mit neuer Energie dann in die
Gruppe
• Ein Gespräch über Berührung und Konsens

Brice:
• Zeit alleine um Sachen sacken zu lassen
• Abends Ritual um zu schreiben und für sich selbst zu Reflektieren
• Hilfe bei der Umsetzung von Ideen. Ideen sollen auch wage sein dürfen und könne dann von
allen gestaltet werden
• Gerne Meinung und Feedback erhalten von allem im Raum

(weitere Antworten werden in den kommenden Logbüchern veröffentlicht)

 

Allgemeines zu unserer ersten Woche

Was mochte ich:
– Quartett Übung: Person 1 performt, Person 2 beschreibt, Person 3 kopiert was in der
Beschreibung gesagt wird. Person 4 dolmetscht wenn nötig oder kopiert ebenfalls.
– (Es gibt ein video in Google Drive)

– Freiheitsgefühl (zusammen einfach machen können)
– Der Raum ist schön
– Wir konnten einen safe space zu viert in nur einer Woche bauen
– Sitzsäcke
– Austausch und Quasseln
– Zeit haben Themen vertiefen zu können
– Ideensalat: Aus insgesamt 6 Stationen sind viele Ideen, Fragen, Bedürfnisse und Impulse
entstanden die den Monat inhaltlich strukturieren
– es macht Spaß Fia kennen zu lernen
– Offenheit sich kennen zu lernen, Fia fühlt sich von der Gruppe aufgenommen
– Die KaDos bekommen die Zeit, die sie brauchen
– Zeit für Pausen
– Es gibt in der Gruppe keinen Rechtfertigungsdruck wenn Bedürfnisse ausgesprochen werden.
Sie werden angenommen und wenn möglich erfüllt.
– Viel körperliche Bewegung bei der Recherche
– Die Wohnungen sind sehr schön
– Oldenburg ist schön
– Fahrradfahren macht spaß
– Im See schwimmen ist schön
– Die leichte Meeresbrise
– Barrierefreiheit ist ein inspirierender Spaßfaktor: Jede Übung, jede Szenenidee wird spannender
dadurch, dass wir sie für blinde und taube Menschen gleichermaßen spannend gestalten
möchten
– Rituale wie: spiele, Check ins, Check outs, Warm up

– Es macht spaß über die Abschlusspräsentation nachzudenken und Ideen zu sammeln, ohne
einen Produktionsdruck zu spüren oder direkt zu bewerten, ob eine Idee gut oder schlecht ist

Was hab ich gelernt?
– Taktil gebärden macht spaß
– Es wird leichter, die Rollen zwischenn Künstler*in und Dolmetscher*in zu trennen
– Wenn keine Überforderung durch zu viele Aufgaben besteht, ist DGS sprechen viel einfacher
– Die Kommunikation ist einfacher als gedacht
– Gelernt wie es ist eine Assistenz zu sein, es war schön
– Viele neue Gebärden
– Gebärdenpoesie kann auch blind wahrgenommen werden, zumindest taktil

Was mochte ich nicht?
– Es ist viel Recherchezeit verloren gegangen, dadurch dass die Asisstenzsitaution navigiert werden musste. Sowohl logistisch als auch emotional.
– Der Rechtfertigungsdruck Assistenz zu bekommen oder zu unkonventionellen Zeiten zu arbeiten ist hoch
– Es gibt nur wenig Bemühung direkte Kommunikation einzugehen, wenn nicht beiden die gleiche Sprache zur Verfügung steht