Text von Meike Misia
Diese Woche ist viel passiert.
Der Montag ist ein klassischer Montag: müde Menschen, die versuchen kreativ zu sein. Athina, Eyk und Jeffrey waren übers Wochenende zuhause und sind erst spät in der Nacht zurückgekommen und ich bin montags einfach immer müde.
Um mich nach dem Wochenende wieder stärker visuell und weniger auditiv konzentrieren zu können, trage ich bei dieser Probe Oropax. Es hilft auf jeden Fall, dass mich die umgebenden Geräusche weniger ablenken. Nächsten Montag wieder.
Langsam finden wir uns wieder in eine gemeinsame Sprache ein. Wir alle müssen uns sehr konzentrieren. Jeffrey und ich geben uns alle Mühe, zu gebärden, und Athina und Eyk geben sich alle Mühe, unsere langsame und holprige Sprache zu verstehen. Und tatsächlich entsteht noch etwas.
Da dieser Dienstag der letzte Sommertag sein soll, treffen wir uns am Strand – und entwickeln dort wirklich ein neues Bild. Es ist davon auszugehen, dass uns einige andere Menschen für verrückt halten.
Abends machen wir uns chic und gehen essen. Immerhin ist Bergfest!
Wir sind ganz schön zufrieden mit uns.
Mittwoch streiten Jeffrey und ich. In dieser Emotionalität verlieren wir unsere Kolleg*innen vollkommen aus dem Blick und diskutieren nur noch sprechend über ein die Gebärdensprache und Taubenkultur betreffendes Thema. Keine*r von uns kommt auf die Idee die tauben Kolleg*innen nach ihrer Haltung zu fragen. Irgendwann steht Athina auf und geht. Wir schämen uns sehr.
Zum Glück kommt Susanne Tod am Nachmittag und wir können uns auf die Arbeit konzentrieren. Die läuft auch gut und wir haben am Ende dieses Tages Rilkes Text komplett in Gebärden übersetzt.
Eyk versichert uns später, dass nicht wir, sondern das System Schuld ist an unserer Rücksichtslosigkeit. Ich bin mir da nicht so sicher.
Am Donnerstag besucht uns Miriam Baghai-Thordsen von der Universität. Sie bildet Pädagog*innen darin aus, mit Mitteln des Theaters zu arbeiten. Wir erzählen von unserer Arbeit und zeigen das bisherige Ergebnis. Sie vergleicht das Seherlebnis mit der Oper; auch wenn nicht immer alles, jedes Wort verstanden wird, wird mensch so hineingezogen, dass alles selbsterklärend sei. Wir würden Rilkes Text vom Hirn ins Herz bringen. Ihre Komplimente und ihre Herzlichkeit tun gut.
Freitag proben wir an einzelnen Stellen. Endlich ist die Übersetzung fertig und die schauspielerische Arbeit beginnt. Forschen schön und gut 😉
Nachmittags kommt Godje zu Besuch, eine Kollegin, mit der Athina, Eyk und Jeffrey in München zusammen gearbeitet haben.
Eyk fährt wieder nach Berlin, wir anderen bleiben und sehen die Arbeit einer Puppenspielerin zu einem Rilke-Text.
Jetzt ist wieder Wochenende und während meine Kolleg*innen fleißig an ihren Rechnern arbeiten, erkunde ich das Umland.
Mal sehen, was die nächste Woche bringt…
Die Gebärden- und Bewegungsabfolge der Residenzgruppe, gezeichnet von Eyk Kauly
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