Haben Sie schon einmal eine faule Frau gesehen? Denken Sie nach. Wissen Sie noch, wie sie aussah? Wie sie sprach, sich bewegte, was sie nicht tat? Wenn Sie sie sehen, schicken Sie sie doch vorbei, wir würden gerne von ihr lernen. Die Abscheu gegenüber der Faulheit trifft uns mitten in die eigenen fleißigen Herzen. Niemand will hier faul sein, nicht zu lange, zu offensichtlich. Faulheit bedeutet Strafe, Todsünde, Stigma – durch andere oder gegen sich selbst. Wer sich ihr hingibt, ist hässlich und hört auf zu existieren. In einem weißen patriarchalen Kapitalismus erst recht. In den letzten Jahren fanden Diskurse um Arbeitsverweigerung, Ausbeutung und Streik neue Beachtung, beinhalteten allerdings selten das Nachdenken über Geschlecht. Das Arbeiten, das Fleißigsein, das Kümmern und Mitdenken ist in unsere weiblichen Körper und Geist so tief eingeschrieben, dass die bloße Vorstellung der Verweigerung mit Sinnkrise verbunden ist. Die faule frau bleibt Leerstelle zwischen Self-Care und Burnout, Tinder und Kleinfamilie, People Pleasing und Altersarmut. Überall kann frau sich abarbeiten, doch wo kann sie chillen?
Wir suchen nicht nur nach positiven (Um)Deutungsmöglichkeiten. Die faule frau ist kein Privileg, kein Hobby oder Insta-Post. Wir suchen nach einer Faulheit, die das Nichtkönnen oder Nicht-mehr-können zur solidarischen Strategie erklärt – in allen gesellschaftlichen und privatisierten Bereichen.
Finden wir Frauen, die mit uns faul sein wollen, faule Arbeitsgruppen gründen und es sich gegenseitig beibringen? Einer Gewerkschaft gleich? Oder eher eines geheimen Clubs? Wird das Faulsein lernen anstrengend sein? Wird es wehtun oder heilen? Werden wir selbst faul sein müssen, uns Arbeit abnehmen und neu verteilen? Die faule frau ist eine große Frage und wir wissen noch nicht, wohin sie uns führt, nur, dass wir sie vielen stellen müssen.
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